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Hummersuppe
Bild: pixabay

Hummersuppe

André Lemmer
Ein Beitrag von André Lemmer, Katholischer Pfarrer in der Pfarrei Sankt Elisabeth in Kassel
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Vier Tage Helgoland. Ich freue mich so. Ich hab mir extra eine Kühltruhe fürs Auto gekauft, um die gefangenen Fische gleich einzufrieren. Ich fahre nämlich nicht nur auf diese Insel, um auszuspannen, sondern um zu angeln. Auf Helgoland kann man nämlich von den Molen aus Makrelen fangen. Mit sparsamem Gepäck und einem ziemlichen Haufen Angelutensilien geht es also auf die Insel und sofort an die Mole, um mein Abendessen zu fangen.

Kein Fang in Sicht

So hab ich mir das zumindest vorgestellt. Die Makrelen sind nicht da. Kein Biss, kein Zucken in der Schnur. Ich bin kurz davor aufzugeben, da zupft es doch ganz zaghaft. Als ich die Schnur einhole, hängt ein kleiner Sandaal am Haken. Immerhin, ein Fisch! Mein Eifer ist wieder geweckt. Ich montiere meine Angel um und hänge den Sandaal als Köder an den Haken. Schon liegt der Köder im Wasser. Nach wenigen Minuten beginnt es zaghaft zu zupfen. Jeder Angler weiß, dass kleine Zupfer bei dieser Angelmethode eigentlich bedeuten, dass sich Krabben über den Köder her machen.

Große Überraschung

Nach einer halben Stunde hole ich die Schnur ein, ich will ins Hotel und dort zu Abendessen. Irgendetwas großes und schweres hängt am anderen Ende. Ein Eimer oder ein Stück Fischernetz, mutmaße ich. Als mein Fang dann endlich an die Oberfläche kommt, kann ich meinen Augen nicht trauen: Ein kapitaler Hummer. Sofort versammeln sich Schaulustige bei mir und meinem ungewöhnlichen Fang. „Der kommt aber heute Abend in den Kochtopf!“, mutmaßt ein älterer Herr. „Nein, leider nicht. Hummer dürfen zurzeit nicht gefangen werden“, muss ich ihm zur Antwort geben. Nach ein paar Fotos geht der Brocken wieder zurück ins Wasser. Ein recht erfolgloser Angeltag, denn ich habe ja nichts zum Abendessen und die Kühltruhe ist auch leer.

Kein Abendessen, aber eine bereichernde Begegnung

Auf dem Rückweg zum Hotel spricht mich ein Anglerkollege an. Es ist schon wie ein Sechser im Lotto, einen Hummer mit der Angel zu fangen und dann auch noch so einen kapitalen Burschen. Er würde keinen kennen, dem das schon passiert wäre, und er ist schon Jahre auf der Insel zum Angeln. Ich fange an zu lächeln. Doch, sage ich, jetzt kennen sie jemanden.

Bei der Hummersuppe im Restaurant auf Helgoland denke ich daran, was ich doch für ein Glück habe und wie sehr der Kollege wichtig war, der mir sagte, dass es auch wirklich Glück war. Dank an Gott, der mir immer wieder solche Menschen schickt.

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