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Glückselig
Bild: milczewsky

Glückselig

Andreas Wörsdörfer
Ein Beitrag von Andreas Wörsdörfer, Pastoralreferent, Katholische Pfarrei Dom St. Bartholomäus, Frankfurt am Main
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Im August war ich eine Woche in Lissabon im Urlaub – wunderbar war das! Ich denke so gerne daran zurück. Wir hatten das Glück, eine Wohnung mitten in der Altstadt zu haben, gleich an der Burgmauer. Morgens konnte ich von dort beobachten, wie sich die verschiedenen Verkäufer mit ihren Ständen am Eingang der Burg aufgebaut haben, die Souvenirshops geöffnet haben und es langsam trubelig wurde. Hunderte von Menschen strömten dann pausenlos den Burgberg hinauf und hinab. Haben Eis geschleckt, Kaffee getrunken, Souvenirs gekauft. Ab 19 Uhr ist es dann langsam wieder ruhiger geworden. Die Händler haben ihre Stände wieder abgebaut, die Läden haben nach und nach geschlossen und um 22 Uhr wurde gefegt und gereinigt. Dann war es so, als wäre nichts gewesen. Absolute Ruhe. Bis zum nächsten Morgen, als alles wieder von vorne losging.  

Morgens ganz früh, allein durch die noch stillen Gassen laufen

Manchmal hab ich auch morgens ganz früh unsere Altstadt-Wohnung verlassen und bin durch die Gassen gelaufen – alles war noch leer, alles war still. Das habe ich genossen. Die alten Häuser mit ihren blumengefüllten Innenhöfen standen noch alleine da. Ohne Reisegruppen vor Fenstern und Türen. Hier und da wurden Blumen gegossen, aus der Bäckerei duftete es schon nach Croissants. Es war wunderschön, den Tag so zu beginnen. Und wenn ich zurückkam, hatte ich die Frühstückscroissants dabei und fühlte mich glückselig.

Nicht Leistung, Ansehen und Geld machen glücklich

Glückselig. Heute wird in den katholischen Gottesdiensten der Beginn der Bergpredigt aus dem Neuen Testament in der Bibel vorgelesen. Es sind die Seligpreisungen. Jesus nennt dort nicht die Menschen selig, die wunderbare Urlaubserlebnisse haben, sondern, eher im Gegenteil: Er nennt die Menschen selig, die wenig Glück haben, die wir eigentlich für bedauernswert halten. Damit drückt er für mich aus: Nicht Leistung, Ansehen und Geld machen glücklich, sondern eine innere Haltung. Ich nenne es mal so: Mit offenen Augen und offenem Herzen durch die Welt zu gehen und mich beschenken zu lassen.

Glückselig sein im Wahrnehmen der kleinen Dinge

Glückselig sein im hier und jetzt. Im Wahrnehmen der kleinen Dinge, die mir begegnen, die Stille am Morgen, die Frische der Morgenluft, der Duft der Croissants. Das ging gut im Urlaub in den Gassen von Lissabon. Und das will ich mir bewahren für den Alltag in den Straßen von Frankfurt.

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