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Die verletzliche Friedensfahne
Bild: Kitz_ZfT2022

Die verletzliche Friedensfahne

Verena Maria Kitz
Ein Beitrag von Verena Maria Kitz, Katholische Pastoralreferentin in St. Michael, Zentrum für Trauerseelsorge, Frankfurt
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Einige Wochen nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine ist ein Freund von mir aufgebrochen – zu seiner lange geplanten Tour mit dem Boot über die Ostsee. Dann kam der Krieg Russlands in der Ukraine. Lang hat mein Freund überlegt: Kann man so etwas überhaupt machen, eine Auszeit nehmen, angesichts dieses brutalen Krieges?

Der Ernst der Lage war ihm bewusst

Nach vielem Hin und Her ist er aufgebrochen. Aber der Ernst der Lage war ihm bewusst. Als kleines Zeichen für sich hat er eine Friedensfahne mitgenommen. Auf ihr stand in strahlendem Weiß: Pace, Frieden, aufgedruckt auf die Farben des Regenbogens, in der Bibel ja ein Zeichen für den Frieden. 

Die Farben blasser, der Stoff ausgefranst

Auf einem Foto, jetzt nach mehreren Monaten auf See, sieht die Fahne ganz schön strapaziert aus: Die Farben blasser, der Stoff ist ausgefranst. Ich habe gedacht:  Vielleicht passt sie so noch viel besser als Symbol für den Frieden.

Frieden ist verletzlich, bedroht

Denn Frieden ist eben nicht einfach nur schön und unangefochten, wie es vielen von uns in den letzten friedlichen Jahrzehnten in Westeuropa schien. Frieden ist verletzlich, bedroht, braucht Menschen, die sich für ihn einsetzen. Es wirkt ja wie ein Widerspruch, aber in einem Krieg, wie dem aktuellen, gehören dazu auch militärische Mittel. Umso wichtiger, die Sehnsucht und das Mühen um den Frieden dabei immer vor Augen zu haben.

Man muss was für den Frieden tun

Dieses Mühen um Frieden ist aber genauso im Kleinen nötig: Selbst auf dem kleinen Boot meines Bekannten. Er war nicht alleine unterwegs, es gab auch da mal Konflikte. Die ramponierte Fahne hat ihn gemahnt: Frieden ist nicht einfach da, man muss etwas dafür tun.

Sehnsucht und das Mühen um Frieden

Ich bin dankbar für die Menschen, die sich für die Sehnsucht und das Mühen um Frieden engagieren. Und die dafür auch beten: In diesem zermürbenden Krieg wie auch im ganz Alltäglichen. Für Pace, Frieden, im biblischen Zeichen des Regenbogens.

Frieden braucht auch mich

Ich habe mir das Foto dieser ausgeblichenen Friedensfahne an meinen Spiegel gehängt. Damit ich auch in meinem Alltag sehe: Frieden ist nicht einfach da. Er braucht Menschen, die sich für ihn einsetzen, er braucht auch mich.

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