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Die Fische und wir
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Die Fische und wir

Martin Vorländer
Ein Beitrag von Martin Vorländer, Evangelischer Pfarrer und Senderbeauftragter für den DLF, Frankfurt
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Moderation: Die Bilder vom Fischsterben in der Oder sind schrecklich. Massenhaft werden tote Fische angetrieben. Noch immer ist nicht klar, was diese Umweltkatastrophe ausgelöst hat (Stand 20.8.2022). Pfarrer Martin Vorländer von der evangelischen Kirche muss da an die biblische Geschichte von den Plagen in Ägypten denken. 

Der verseuchte Fluss

Der Fluss stinkt. Die Fische treiben mit dem Bauch nach oben tot auf dem Wasser. Die Menschen ekeln sich. Dazu kommt: Sie haben nun selbst kein Wasser mehr zu trinken. Der Fluss ist verseucht.

Die erste biblische Plage

So erzählt die Bibel von der ersten der zehn Plagen in Ägypten 2. Mose 7,14-23. An diese Geschichte muss ich denken, wenn ich die Bilder von der Oder in Polen und in Deutschland sehe. Dort herrscht ein massives Fischsterben. Tonnenweise treiben tote Fische im Fluss.

Warum die Fische sterben

Eine eindeutige Ursache wurde bis jetzt noch nicht gefunden. Es gibt verschiedene Vermutungen: Algen, die im auffällig gestiegenen Salzgehalt wuchern, giftige Abwässer, die Trockenheit und dadurch zu wenig und zu warmes Flusswasser. Es kann auch die fatale Kombination von mehreren Faktoren sein.

Wohlstand auf Kosten anderer

In der Geschichte in der Bibel verursacht der Mensch das Fischsterben. Genauer gesagt: der Pharao von Ägypten. Er will alle Warnungen nicht hören. Mose bittet ihn für die Israeliten, die als Sklaven in Ägypten arbeiten müssen: "Lass mein Volk ziehen!" Aber der Pharao weigert sich. Er will weitermachen wie bisher, denn auf der Ausbeutung anderer beruht sein Wohlstand. Da schickt Gott zehn Plagen. Und die erste ist das Fischsterben im Nil.

Wer Warnungen nicht hören will, muss die Konsequenzen tragen

Für mich beinhaltet diese biblische Geschichte ein uraltes Menschheitswissen: Die Fische und wir gehören zusammen. So wie die ganze Schöpfung. Verhalten wir uns falsch, leiden die Fische. Sterben die Fische, ist auch das Leben von Menschen in Gefahr. Der Pharao lässt sich davon nicht beeindrucken. Es braucht noch neun weitere Plagen, bis er umdenkt.

Auch wir sind sehr geplagt

Plagen haben wir ja zurzeit mehr als genug. Das Umdenken fällt schwer und braucht oft viel zu lang. Es ist ja auch nicht so einfach, den Lebensstil zu ändern.

Freiheit, gut zu handeln

Aber es ist möglich. In der Bibel endet die Geschichte nicht im Weltuntergang. Der Pharao denkt um und lässt die Israeliten aus der Sklaverei in die Freiheit ziehen. An dieser Freiheit halte ich fest. Wir können umdenken und anders handeln, um den Lebensraum Fluss besser zu schützen. Für die Fische und für uns.

 

 

 

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