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Es gärt und blubbert
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Es gärt und blubbert

Ingo Schütz
Ein Beitrag von Ingo Schütz, Evangelischer Pfarrer, Oberursel-Bommersheim
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Es ist ein ungewöhnliches Hobby, aber ich bin ein Fan des Fermentierens. Ich liebe es, Brot mit Sauerteig zu backen, mein eigenes Sauerkraut zu machen und, wie es in Hessen eine herrliche Tradition ist, den eigenen Ebbelwoi im Keller zu haben.

Ein leckeres Hobby: Fermentieren

Die Zutaten sind denkbar einfach: Das Gemüse wird geschnitten und gesalzen, beim Brot genügt es, die Reste vom letzten Backen wieder mit Mehl und Wasser zu mischen, die Äpfel werden gepresst und in ein Fass gefüllt – und schon geht das Blubbern los. Das entscheidende Elixier ist nämlich bereits unsichtbar enthalten: Die Hefe. Ein Organismus, der Zucker unter anderem zu Kohlendioxid verarbeitet. Sie sorgt für Versäuerung und Luftigkeit im Sauerkraut, im Brot und im Ebbelwoi. Und sie ist überall, die Hefe, im gemahlenen Getreide genauso wie im Weißkohl und auf der Schale der Äpfel.

Symbol für das Leben selbst

Für mich ist das ein Symbol für das Leben selbst und vielleicht auch für Gott. Seine Kraft ist überall und durchzieht unsere Welt. Wer sich anstecken lässt von der Gewissheit, dass Gott da ist, bekommt eine ungeahnte Leichtigkeit im Leben. Aber: Was einmal gärt und blubbert, muss gepflegt werden. Der Weißkohl in einem speziellen Sauerkrauttopf. Der Apfelwein in einem Fässchen mit Gärspund, also einem speziellen Pfropfen. Der Sauerteig in einem Gärkörbchen.

Auf die gute Pflege kommt es an

Beim Vertrauen auf Gott sind es vielleicht ein Gebet oder ein Gottesdienstbesuch, durch die es gepflegt wird. Wer beim Fermentieren alles nur sich selbst überlässt, erhält meist unschöne Geschmacksnuancen. Aber wer den Prozess auf traditionelle Weise lenkt, bekommt am Ende etwas Herrliches. Zum Beispiel Speisen und Getränke, die man nicht industriell herstellen und kaufen muss. Die kann man sich schenken lassen von dieser Lebenskraft, die einfach überall ist.

Leicht durchs Leben

Mit dem eigenen Leben ist es genauso. Wenn es gelingen soll, kann ich mich anstecken lassen vom Geist Gottes. Das Vertrauen auf seine Gegenwart schenkt Leichtigkeit. Dafür muss ich nichts machen und nichts kaufen. Das entscheidende Elixier ist schon längst da und durchzieht alles.  

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