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Diakonie – nicht nur professionelle Nächstenliebe
Bild: medio.tv/Schauderna

Diakonie – nicht nur professionelle Nächstenliebe

Jens Haupt
Ein Beitrag von Jens Haupt, Evangelischer Pfarrer i. R., Kassel
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Diakonie ist professionelle Nächstenliebe. So kennt man sie: Kleiderläden, Beratungsstellen, Hilfeeinrichtungen, Treffpunkte, Tafeln und vieles mehr. Praktische Nächstenliebe durch Helfen, Unterstützen, Pflegen, Heilen und Not lindern. Nicht umsonst gehört Brot für die Welt auch zur diakonischen Arbeit.

Diakonie gibt es aber nicht nur von Profis

Diakonie gibt es aber nicht nur von Profis. Diakonie ist auch Ehrenamt und freiwilliges Engagement. Und Diakonie ist auch praktisches Christsein in der Nachbarschaft.

Es gibt einen einfachen biblischen Rat: Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht (Mt.25,36). Das klingt so selbstverständlich. Wer eine lebensverändernde oder lebensbedrohliche Krankheit hat, leidet auch daran, dass das gewohnte Leben nicht mehr wie in gesunden Zeiten möglich ist.

Bei Krankheiten schmerzt zusätzlich der Verlust von Kontakten

Spürbar ist der Verlust von Kontakten.  Betroffene erleben seltsame Dinge: Nach erstem Mitgefühl und dem Erschrecken entwickeln viele Menschen gegenüber dem Kranken eine kleine Gereiztheit. Die Krankheit hat den Menschen verändert, das macht unruhig.

Nicht jede und jeder kann es gut aushalten, wenn es einem anderen Menschen schlecht geht. Für viele ist Krankheit deshalb ein Signal: Die lassen wir jetzt besser in Ruhe. Wer weiß, ob wir ungelegen kommen, stören? Was soll man auch sagen? Freunde melden sich nicht mehr, kommen nicht vorbei, schicken vielleicht eine WhatsApp-Nachricht oder sogar Blumen, machen sich persönlich jedoch aus dem Staub.

Diakonie ist auch Befreiung aus der Einsamkeit

Es gibt Nachbarschaften und Dörfer, da geht man selbstverständlich hin und besucht eine Kranke. Auch mit Scheu, aber es gehört sich noch so. Das ist auch Diakonie, dass Menschen kommen, nachfragen, sich trauen ihr Mitgefühl und ihre Bestürzung auszusprechen. Diakonie heißt auch die Unruhe aushalten, dass der Kranke anders ist und unbequem. Womöglich passt es gerade dann nicht, wenn man hingeht. Womöglich trifft man ein heulendes Elend. Aber auf jeden Fall einen Menschen, der Kontakt braucht. Diakonie ist Befreiung aus Einsamkeit.Damit fängt alles an.

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