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Ein Engel, der alles in Ordnung bringt
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Ein Engel, der alles in Ordnung bringt

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Vor kurzem hab ich auf den Tipp einer Bekannten hin das Buch „Tobit“ aus dem Alten Testament mal wieder gelesen. Zum ersten Mal seit ziemlich langer Zeit. Und tatsächlich: Der Funke ist übergesprungen. Ich hab gespürt: Die wenigen Seiten haben es in sich. Und tun gut. Denn im Grunde sagt das Buch Tobit klipp und klar: Man kann - und soll - seinem inneren moralischen Kompass folgen.

Der Fremde ist ein guter Engel

Das tun hier die Hauptfigur Tobit sowie sein Sohn Tobias: Tobit übt Nächstenliebe. Auch wenn er sich dabei einem gefährlichen Tyrannen widersetzt. Und sogar seine Frau ihn verspottet: Sie wirft ihm vor, dass ihm Barmherzigkeit und Gerechtigkeit nichts einbringen. Sein Sohn Tobias wiederum zeigt Mut und Gottvertrauen: Er hört beim Lösen einer schwierigen Aufgabe auf die rätselhaften Ratschläge eines Fremden. Der Leser weiß bereits: Der Fremde ist ein guter Engel. Und dieser Engel bringt schließlich alles in Ordnung: Tobits Familie wird belohnt.

An das halten, was die innere Stimme sagt

Ich hab beim Lesen gespürt: Das liest sich manchmal richtig märchenhaft anrührend. In der Bibelforschung heißt es auch: Im Buch Tobit geht es nicht um reale Ereignisse. Der Text ist eine Lehrerzählung: Rund 200 Jahre vor Christus sollte sie die Israeliten moralisch stärken. Ich find: Diese Wirkung hat der Text auch heute noch. Denn ich hab beim Lesen genau gespürt, was hübsches Beiwerk ist – und was der psychologische Kern. Dieser Kern heißt für mich: Man soll sich nicht davon ablenken lassen, welches Verhalten vordergründig erfolgreich ist. Sondern sich an das halten, was die innere Stimme sagt.

Als Kompass im Alltag nutzen

Das ist in meinem Alltag natürlich leichter als an vielen anderen Orten: Ich lebe im Frieden und in einer Demokratie. Aber wenn ich nachdenke, fällt mir auf: Auch in meinem Alltag komm ich in die Versuchung, zu bequem oder zu opportunistisch zu sein. Ich nicke im Beruf eine Entscheidung ab, weil ich keine Lust auf eine Debatte hab. Oder ich helfe einem Bekannten nur halbherzig, weil ich denk: Sollen sich doch andere kümmern. So gesehen nehm ich mir vor: Ich werd das Buch Tobit als Kompass in meinem Alltag nutzen. Indem ich in solchen Situationen auf meinen eigenen moralischen Kompass achte.

 

 

 

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