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Treppenstufen, die Mut machen
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Treppenstufen, die Mut machen

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Bei einem Ausflug nach Biedenkopf hat mich vor ein paar Wochen ein literarisches Fundstück überrascht: Auf einer steilen Treppe hoch zur Burg steht das berühmte Gedicht „Stufen“ von Herrmann Hesse. Und zwar so, dass man auf jeder Stufe einen Gedanken aus dem Text lesen kann. Ich hab mir also beim Hochspazieren buchstäblich Schritt für Schritt dieses schöne Gedicht ins Gedächtnis zurückgeholt.

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne...

Es handelt davon, dass im Leben nichts von Dauer ist. Dass es mehrere Lebensstufen gibt, die zwar mit schmerzhaften Abschieden verbunden sind. Aber auch mit Neuanfängen. Diesen Anfängen hat Hesse den vielleicht schönsten Vers gewidmet. Er schreibt: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben“. Als ich das auf der Treppe wiedergelesen hab, bin ich gedanklich auf Zeitreise gegangen. Denn mir ist eingefallen: Vor einigen Jahren war speziell dieser Vers in einer schwierigen Situation mal ein wichtiger Begleiter für mich: Ich hatte im Büro gekündigt und wollte Lehrer werden. Eine Bürokollegin schenkte mir damals eine Abschiedskarte mit dem Hesse-Vers.

War der Neustart eine dumme Idee?

Die Monate nach dem Wechsel sind ziemlich turbulent gewesen. Und in stilleren Momenten hab ich mir oft die Frage gestellt: War der Neustart nicht doch eine dumme Idee? In solchen Augenblicken hat mir die Karte mit dem Vers geholfen. Und Hesses Worte vom Zauber und der Kraft des Neuanfangs haben letztlich Recht behalten: Ich bin im neuen Beruf heimisch geworden.

Es kann auch um kleine Dinge gehen

Daran hab ich sehr dankbar zurückgedacht, als ich beim Erklimmen der Treppe in Biedenkopf das Gedicht wiedergelesen hab. Und ich hab mir vorgenommen: Ich möchte auch in meinem jetzigen Alltag wieder aufgeschlossener für Neues sein. Das müssen ja nicht gleich große Weichenstellungen bedeuten. Es kann auch um kleine Dinge gehen. Ich möchte zum Beispiel ein neues Schulprojekt starten, das zwar anspruchsvoll ist. Das aber sicher viele Kinder begeistern kann. Und ich möchte einem alten Freundeskreis mit der Planung einer Städtereise neuen Schwung geben. So kann ich den Geist des Stufen-Gedichts von der Biedenkopfer Treppe in meinen Alltag holen. Denn ich find, es stimmt einfach: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“

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