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Ein Schutzpatron für Schusselige
Bild: Pixabay

Ein Schutzpatron für Schusselige

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Ich hab das Gefühl: In meinem Alltag versuche ich immer häufiger, drei Dinge gleichzeitig zu erledigen. Und werde dabei immer schusseliger. Das liegt sicher oft daran, wie ich mit dem Smartphone umgehe: Ich benutze es wie eine Überholspur. Und auf ihr rase ich durch den Alltag. Indem ich in fast jeder freien Sekunde Nachrichten checke. Und etwas recherchieren und organisieren will. Das Problem ist: Ein Smartphone kann drei Dinge gleichzeitig im Blick haben. Ich leider nicht.

Ich brauche mehr Gelassenheit...

Ich hab daher das Gefühl: Immer häufiger verschlampe oder verschussele ich irgendwas. Dann pirsche ich panisch durch die Wohnung auf der Suche nach dem Autoschlüssel. Oder durchwühle Schubladen auf der Jagd nach einem Formular.

Das psychologisch Fiese ist: Je mehr ich mich über meine Schusseligkeit ärgere, desto schusseliger werde ich. Vermutlich, weil Ärger zu mehr Hektik führt. Und diese zu mehr Schusseligkeit. Daher hab ich das Gefühl: Wenn ich weniger schusselig werden möchte, muss ich nicht nur den Umgang mit dem Smartphone ändern. Ich brauche mehr Gelassenheit, Optimismus und Humor in Schussel-Momenten. 

Gott hat auch ein Herz für Schlamper

Gelassenheit gegen den Schussel-Wahn entwickeln: Dabei könnte mir heute der Gedanke an den aktuellen Tagesheiligen helfen. Beziehungsweise an die besondere Art, wie er verehrt wird. Die Kirche feiert nämlich heute den Tag des Heiligen Antonius. Der mittelalterliche Theologe gilt unter anderem als Schutzpatron für das Wiederauffinden verlorener Gegenstände. Ich hab gehört: In Bayern wird der Heilige liebevoll „Schlampertoni“ genannt. Und rund um Köln heißt er „Schussels Tünn“. Für mich drückt diese augenzwinkernde Heiligenverehrung eine wohltuende Botschaft aus: Gott hat auch ein Herz für Schlamper. Für Schusselige. Und kümmert sich um diese Nervenbündel, wenn sie wieder mal in Panik geraten.

Die Spirale der Schlampigkeit

Für mich heißt das: Ich muss mich nicht selbst zerfleischen, wenn ich etwas verschusselt hab. Sondern kann Vertrauen haben. Dass alles gut wird und ich das Gesuchte schon finde, wenn ich mit weniger Hektik suche. Und stattdessen mit mehr Verstand. Oder dass ich auch ohne das gerade so furchtbar dringend Gesuchte weiter durchs Leben komme. Ich merke: Mit dieser Portion Vertrauen und Gelassenheit kann ich sie in meinem Alltag immer häufiger durchbrechen: die Spirale der Schlampigkeit.

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