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Was bleibt
Bild: pexels/ron-lach

Was bleibt

Kathrin Wittich-Jung
Ein Beitrag von Kathrin Wittich-Jung, Evangelische Pfarrerin, Studienleiterin, Hofgeismar
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An Waltraud erinnere ich mich noch gut. 97 Jahre alt wurde sie. Sie war immer dabei. Saß mit der Familie am Tisch. Hatte Besuch aus dem Dorf. Telefonierte gerne stundenlang und war immer bestens informiert. Zu den Dingen, die ihr wichtig waren, hatte sie eine Meinung.

Als es ans Sterben ging, haben wir den Abschied gestaltet. Ich habe den Segen über ihrem Leichnam gesprochen. Nahe und ferne Familie waren dabei, um Abschied zu nehmen, im Haus. Die Herzen waren voll von Erinnerung: Ihr perlendes Lachen. Ihre wahren und trockenen Sprüche. Ihre offene Art, in die Welt hineinzublicken.

Waltrauds Konfirmationsspruch und ihr Gottvertrauen

"Siehe, ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende." Das war ihr Konfirmationsspruch und über den sollte ich auch bei ihrer Beerdigung predigen, hatte sie mir aufgetragen.

Und in diesem Vertrauen auf Gottes Beistand hat sie auch gelebt. Die Worte hat sie immer mal wieder im Alltag vor sich hingesagt. Oder laut in die Runde. Fromm war sie. Und wach. Das Herz weit.

In 97 Jahren hat sie viel erlebt: Zwei Nachkriegszeiten und einen Weltkrieg. Geburten von Kindern, Enkeln und Urenkeln. Die kleinen und großen Stürme des Alltags. Und doch hat sie am Glauben festgehalten. Manchmal hatte ich das Gefühl, sie war so ganz und gar durchdrungen von Gottvertrauen.

Warum die Begegnung mit Waltraud so wertvoll war

Manche Begegnungen bleiben, wie die mit Waltraut.
Weil sie was berühren im Innersten.
Weil sie die Augen für die Welt neu öffnen.
Und manche Worte bleiben auch.
Sie haben eine unbekannte Wahrheit getroffen. Sie haben angeregt. Verletzt oder getröstet.

Manche Worte und manche Begegnungen bleiben eben im Herzen

"Siehe, ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende." Jesus sagt die Worte zu seinen Freunden. Er begegnet ihnen nach seiner Auferstehung. Und er gibt ihnen einen Auftrag: Sie sollen die Menschen in seinem Namen taufen. Das tun sie und wir tun das bis heute. Waltraud war auch getauft. Und damit gehörte sie zu Gott und Gott zu ihr. Das hat Bestand. Das ganze Leben und darüber hinaus.
Manche Worte und manche Begegnungen bleiben eben im Herzen.

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