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Der Ginkgo
Bild: Pixabay/Sr. Maria-Magdalena R

Der Ginkgo

Kathrin Wittich-Jung
Ein Beitrag von Kathrin Wittich-Jung, Evangelische Pfarrerin, Studienleiterin, Hofgeismar
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In unserem Garten steht ein Ginkgo-Baum. Wahrscheinlich wurde er vor 20 oder 30 Jahren gepflanzt. Da haben wir noch nicht in dem Haus gewohnt.

Ich freue mich immer wieder an diesem Baum. Gerade gewachsen steht er da und spendet uns Schatten, wenn wir auf der Terrasse sitzen. Im Herbst freue ich mich an seinen gold-gelben Blättern. Zweigeteilt und doch eins.

Er braucht im Frühjahr von allen Bäumen am längsten, bis seine Blätter sprießen.

Ein Ginkgobaum - Zeichen der Hoffnung

Das passt zu ihm, denke ich. Zart und vorsichtig kommen die Blätter dann aus den Knospen. In einem Zeitungsartikel lese ich:

Ein Ginkgo im Garten steht für Frieden und Freundschaft. Und irgendwie auch für Hoffnung. Und das kam so:

Als 1945 die Atombombe über Hiroshima fällt, wird alles zerstört. Auch der Ginkgo vor dem Kloster geht in Flammen auf. Alles Leben ist erloschen. Die Atombombe ist Symbol für den absoluten Krieg. Die absolute Zerstörung. Damals wagt keiner zu hoffen, dass in dem atomar verseuchten Gebiet je wieder Leben sein würde.

Trotz der Zerstörung in Hiroshima wächst dort ein Ginkgo erneut

Aber der Ginkgo trotzt dem. Im Frühjahr elf Jahre später passierte ein kleines Wunder: Er treibt wieder aus und neue Blätter kommen vorsichtig aus den Knospen. Das Leben hat gesiegt. Und neue Hoffnung hat Einzug gehalten. Trotz allem lebt er weiter. Für viele Menschen wird der Ginkgo zu einem Symbol für Hoffnung.

Ich brauche auch Zeichen der Hoffnung

Gerade in diesen Zeiten brauche ich Hoffnung. Zeiten, in denen jeden Tag neue Nachrichten vom Krieg kommen, wo die eigene Zukunft vielleicht ungewiss ist oder ich mir Sorgen um die Gesundheit eines lieben Menschen mache. Gerade da brauche ich Hoffnung und einen Ort, an dem ich meine Sorgen ablegen kann. Im Glauben finde ich sie, auch wenn die Welt um mich gerade hoffnungslos ist. Trotzdem ist sie nicht verloren. Vielleicht ist dieses "Trotzdem" das Geheimnis christlicher Hoffnung. Das heißt nämlich, mich nicht der Tristesse und der Mutlosigkeit hinzugeben. Im Glauben finde ich die Kraft und den Mut, das Leben trotz allem anzugehen – auch wenn die Nachrichten gerade erdrückend sind.

Und manchmal braucht es den Ginkgo im Garten, um nicht zu vergessen: "Es gibt eine Hoffnung für deine Zukunft." (Jeremia 31,17)

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