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Katakomben deuten das Leben
Bild: georgesyrios_pixabay

Katakomben deuten das Leben

Clemens Weißenberger
Ein Beitrag von Clemens Weißenberger, Katholischer Pastoralreferent, Frankfurt
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In Rom gibt es ein Sprichwort: Grabe nie mit einem Spaten in deinem Garten, sonst findest du noch Caesars Sandalen. Es spielt darauf an, dass eigentlich bei jeder Grabung oder jedem Ausbau im antiken Rom Reste Jahrhunderte Jahre alter Bauwerke zum Vorschein kommen. Genau heute am 31. Mai 1578 geschah das auch. Damals wurden bei Bauarbeiten in der Via Salaria die erste Katakombe nach Jahrhunderten des Vergessens wiederentdeckt. Ein Glücksfall für Archäologen und auch für glaubende Menschen. Die kamen dadurch den „Vorfahren“ im Glauben nahe.

Versteckt in unterirdischen Gängen und Grabkammern

„Christen ist es verboten ihren Kult in der Öffentlichkeit auszuüben,“ so schrieb Kaiser Valerian in einem Edikt 257 nach Christus. Danach war es Christen verboten ihre Toten oberirdisch zu bestatten. So fingen sie an unterirdische Grabräume auszuheben – die Katakomben. Kilometerlang wurden Gänge und Grabkammern aus den Tuffstein gehauen, oft mehrere Stockwerke untereinander, bis zu zehn Meter tief unter der Erde. Heute schätzt man, es gibt mehrere hundert Kilometer Gänge römischer Katakomben. 170 Kilometer mit 750.00 Gräbern immerhin sind erforscht.

Würdevolle Bestattung für alle Christen

Kinder und alte Menschen wurden da bestattet, ohne Ansehen des Standes und der Herkunft. Es gab Diakone, kirchliche Verwalter, die sich darum zu kümmern hatten, dass alle, die an Christus glauben auch eine würdevolle Bestattung bekommen. Auch wenn sie sie nicht bezahlen können. Für die Kosten kam damals die Christengemeinschaft auf. Die Gräber selbst waren oft geschmückt mit Grabplatten und Malereien, die den Glauben wiederspiegelten. In großen Grabräumen wurden ganze Familien und deren Hausangehörige bestattet.

Der Besuch der Katakomben stößt Fragen an

Immer, wenn ich mit einer Gruppe in Rom bin, besuche ich auch die Katakomben, die gehören für mich einfach zu einem Rombesuch dazu. Und sie faszinieren mich. Die Katakomben geben Auskunft darüber, wie Christgläubige sich auch bis über den Tod hinaus umeinander sorgten. Und Verantwortung füreinander übernahmen. Ich erlebe es immer wieder: In den Katakomben gibt es mehr zu entdecken als die Frage nach Kunst und Geschichte, nach Religion und Glaube. Ich erlebe immer wieder dieselben Fragen, die nach einem Besuch im unterirdischen Friedhof aufkommen: Was in meinem Leben hat wirklich Bedeutung? Welche Rolle spielt der Glaube? Wie will ich leben? Und wie sterben?

Die Hoffnung, dass mein Leben nach dem Tod weitergeht

Für mich wird aber noch eines mehr deutlich: Ich lebe aus der Hoffnung, dass nach meinem Tod mein Leben in Gott weitergeht. Anders als das irdische Leben. Göttlich eben. Und auch daran denke ich bei jedem Besuch in den römischen Katakomben.

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