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Hoffnung gibt es immer wieder
Bild: milczewsky

Hoffnung gibt es immer wieder

Clemens Weißenberger
Ein Beitrag von Clemens Weißenberger, Katholischer Pastoralreferent, Frankfurt
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Es war so schnell passiert, und dann konnte ich es nicht mehr rückgängig machen: Im letzten Winter ist mir bei der Arbeit im Garten ein Ast an unserem Apfelbaum abgebrochen. Da hing er traurig herab. Aber ich brachte es nicht übers Herz, den angeknickten Ast abzusägen.

Einen besonderen Überlebenswillen

In diesem Frühjahr dann die Überraschung: Der abgebrochene Ast trieb Blätter und Blüten aus. Und zwar auch hinter dem Knick. Ich finde das erstaunlich. Der Baum hat es tatsächlich geschafft, den Ast zu retten, als ob er einen besonderen Überlebenswillen hat. Und ich hab mich ehrlich gefreut.

Der abgeknickte Ast wurde zum Hoffnungszeichen

Gefreut darüber, dass der Ast noch am Baum war. Und auch über die Aussicht, im Herbst ein paar Äpfel mehr zu ernten. Aber ich bin auch ins Grübeln gekommen. Denn der Ast an unseren Apfelbaum ist so etwas wie zum Hoffnungszeichen geworden. Er sagt mir: Gib die Hoffnung nicht so schnell auf!

Nicht aufgegeben

Besonders in Situationen, in denen ich selbst nicht so gut drauf bin, fallen mir andere Menschen ein. Ein Schüler zum Beispiel, der hatte die ganze Schulzeit immer wieder Schwierigkeiten mit Noten und Lernen. Aber er klotzte ran und wurde auch von den Lehrern unterstützt. Und dann packte er es doch, sein Abitur zu bestehen. Weil er und wir Lehrer die Hoffnung nicht aufgegeben haben. Oder die Spielerin, die ich im Handball trainiert hatte. Die eigentlich nicht so richtig zum Zug kam in der Mannschaft. Sie hat sich aber immer wieder angestrengt und auch von uns Trainern Hilfe bekommen. Ich habe sie letzte Woche grad wieder getroffen. Und sie hat erzählt: Sie hat es als Spielerin bis in die dritte Liga gepackt.

Er zerbricht nicht und löscht nicht aus

Das sind Beispiele, bei denen Hoffen etwas bewirkt hat. Für mich kommt noch ein anderes Hoffen dazu. Das Hoffen und Zutrauen von Gott in uns Menschen, dass wir etwas erreichen können. Er ist bei uns ist in unseren Anstrengungen. Ja, er ist sogar der Grund dafür ist, dass ich hoffen kann. Es gibt in der Bibel einen Satz, der das gut ausdrückt: Beim Propheten Jesaja heißt es da: „Das geknickte Rohr zerbricht er nicht und den glimmenden Docht löscht er nicht aus.“ (Jes. 42,3) Ein Wort, das mir immer wieder durch den Kopf geht. Ich hoffe, es hilft auch den Menschen, die sich elend, schwach, erschöpft, bedrückt, ausgebrannt, kraftlos fühlen. Denn der abgeknickte Ast zeigt es. Es gibt Hoffnung. Und es gibt Gott.

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