Kita-Streik: "Gute Bildung gibt’s nicht im Sonderangebot"
Anmoderation: Wer kleine Kinder oder Enkel hat, musste diese Woche mal wieder improvisieren. Denn in vielen Kitas in Hessen wurde gestreikt. Erzieherinnen und Erzieher sind für eine bessere Bezahlung auf die Straße gegangen. Sie wollen nicht nur mehr Geld. Die Situation in den Kitas insgesamt soll sich verbessern. Darauf macht ihr Streik aufmerksam. Zu Recht, meint Pfarrer Peter Kristen aus Limeshain im hr1 Zuspruch.
Donnerstag ist ihr Nordic Walking Tag. Schon früh am Morgen hört man die Gruppe mit ihren langen Stöcken die Straße heraufkommen. Unsere Nachbarin steht schon im Hof bereit. Aber diesmal sagt sie: "Ihr müsst heute ohne mich gehen. Ich hab‘ Omadienst. Die Kita streikt. Da muss ich auf meine Enkelin aufpassen." Sie seufzt: "Ihr wisst ja, ich hab‘ die kleine Johanna sehr gern, aber ausgerechnet heute..."
In den Kitas passt einiges nicht. Die Personaldecke ist zu dünn, die Warteliste zu lang, die Gruppe zu groß, die Bezahlung zu klein. Und das, obwohl es doch um die Zukunft der Kinder geht und darum, sie gut zu begleiten und ihnen Vertrauen ins Leben zu vermitteln.
Zuckowsky-Lied
Der Liedermacher Rolf Zuckowsky, dessen Lieder in wohl jeder Kita gesungen werden, hat das so ausgedrückt: "Du tanzt, du küsst, du singst, du spielst. Was du wohl heute mit den andern fühlst? Du glaubst, du weißt, du hoffst, du liebst. Was du wohl heut den andern weitergibst?"
Zuckowsky sagt, darum geht es: "dass wir alle mit Talenten geboren werden, die wir weitergeben. Die Schöpfung ist ja nicht abgeschlossen, sie geht jeden Tag weiter, und wir haben einen kleinen Teil daran, dass es gut wird." (Kreis-Anzeiger, 12.05.2022)
In der Kita sollen die Kleinen die Erfahrung machen: Ich kann was. Sie lernen, tolerant miteinander umzugehen. Sie können mit anderen toben und mit anderen teilen. Sie lernen Schuhe binden, Karotten schaben und fair streiten...
Faire Bezahlung für das, was Kitas leisten
Auf einem Schild bei dem Kitastreik diese Woche stand: „Gute Bildung gibt’s nicht im Sonderangebot.“ Ich denke, es lohnt sich für uns alle, wenn die Erzieherinnen und Erzieher fair bezahlt werden für das, was sie für Kinder leisten.
Wenn’s irgendwie geht, steht unsere Nachbarin am nächsten Donnerstag wieder in aller Frühe im Hof bereit. Dann wird sie wohl mitwalken können. Die kleine Johanna ist dann wieder in der Kita und lernt, ihren Teil dazu beizutragen, dass es gut wird.
