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Künstlicher Zeitdruck
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Künstlicher Zeitdruck

Jörg Ahlbrecht
Ein Beitrag von Jörg Ahlbrecht, Evangelischer Pastor, Marburg
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„Sag mal, Hilde, weißt du den Unterschied zwischen Prosecco und Sekt?“ Das fragt eine alte Dame die Kassiererin im Supermarkt. Die beiden kennen sich offensichtlich und duzen sich. Ich stehe in der Schlange vor der Kasse und denke: „Jetzt dauert es noch länger, bis ich dran bin!“

Ich wollte nur rasch noch was für das Abendessen kaufen. Ich habe mit meiner Frau Urlaub. Sie wartet mit den Fahrrädern draußen. Ich könnte mit meinem Einkauf schon wieder draußen sein. Aber die Dame und die Kassiererin vertiefen sich lebhaft ins Gespräch. Sie diskutieren die Eigenschaften der verschiedenen Schaumweine.

"Leute, ich hab´s echt eilig!"

„Leute, ich hab´s echt eilig!“, will ich gerade sagen. Da merke ich, dass das gar nicht stimmt. Ich hab´s gar nicht eilig. Ich habe keinen dringenden Termin. Im Gegenteil: Ich bin im Urlaub. Klar, meine Frau wartet draußen, aber die hat ja auch Urlaub. Eigentlich gibt es gar keinen Grund dafür, dass ich hier von einem Fuß auf den anderen trete.

Hetzkrankheit - sich selbst unter Zeitdruck setzen

Ich bin es so gewohnt, mich zu beeilen, dass ich mich sogar unter Zeitdruck setze, wenn es gar nicht nötig ist. Irgendwas treibt mich vor sich her. Was eigentlich?

Hetzkrankheit – so hat das mal jemand genannt. Wir sind ständig gehetzt, haben mehr zu tun, als wir schaffen können. Aber das ist nicht gut. Die ständige Hetze schadet uns.

Manches braucht Zeit

Und: Viele wichtige Dinge lassen sich gar nicht hetzen. Ich kann nicht mal eben schnell jemandem zuhören. Ich kann nicht mal schnell das Leben verstehen oder herausfinden, was ich im Grunde meines Herzens will. All das braucht Zeit.

Sich Ruhe gönnen ist göttlich

In der Bibel steht: Die Welt ist nicht für den gehetzten Non-Stop-Modus geschaffen. Selbst Gott, der Schöpfer, hält mal inne. Am siebten Tag der Schöpfung ruhte Gott von all seinen Werken. Sich Ruhe gönnen ist also göttlich. Und viel menschlicher ist es auch!

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