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Karsamstag heißt aushalten und Licht sehen
FUNDUS/Rolf Oeser

Karsamstag heißt aushalten und Licht sehen

Dr. Matthias Viertel
Ein Beitrag von Dr. Matthias Viertel, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Moderation: Ostern ist ein fröhliches Fest des Lebens. Und gleichzeitig ist Krieg in der Ukraine mit den Bildern des Schreckens; total zerstörte Städte in Charkiw, Butscha und Tscherniew. Menschen, die leiden. Wie soll man das aushalten, wo sich doch so bald kein Ausweg abzeichnet? Pfarrer Matthias Viertel sagt im hr1 Zuspruch, wie wir trotzdem Ostern feiern können.

Karsamstag heißt klagen

Der Tag heute heißt Karsamstag. In der Regel braucht man diesen Tag zwischen Karfreitag und Ostern zum Einkaufen oder Saubermachen. Und doch hat er eine besondere Bedeutung. Der Name Karsamstag kommt, wie auch der Karfreitag, von dem Wort kara, das heißt klagen.

Der Tod Jesu lässt seine Freunde ohne Perspektive zurück

Nach dem Tod Jesu am Kreuz waren seine Jüngerinnen und Freunde perspektivlos. Sie haben keinen Weg gesehen. Keine Lösung zeichnete sich ab. Es war ein Tag der Hoffnungslosigkeit. Ihnen blieb nichts Anderes übrig, als zu klagen und die innere Leere auszuhalten.

Karsamstag im Krieg in der Ukraine

In diesem Jahr ist der Karsamstag wieder ein Tag der Klage. Wir sehen die Bilder aus der Ukraine: Zerstörte Städte, getötete Zivilisten, Massengräber, Menschen, die seit Tagen im Keller ausharren. Und nichts weist darauf hin, dass das Grauen ein Ende findet. Wie kann ich diese Bilder verarbeiten?

Aushalten. Still werden. 

Am Karsamstag versuche ich, nicht wegzuschauen. Klar, es gibt was zu erledigen. Doch ich will nicht nur geschäftig sein. Ich will auch still werden. Mir erzählen Leute, die durch Schweres gegangen sind, und ich hab‘ es auch schon erlebt: Wegschieben hilft nicht. Im Nachhinein gesehen war es so: Momente aushalten, wo ich keine Aussicht hatte - das war der Anfang von neuer Zuversicht.

Karsamstag ist der Tag des Lichts

In der alten Kirche hatte der Karsamstag noch einen anderen Namen: Er heißt Tag des Lichts. Das meint: Es ist noch nicht Ostern, es gibt noch keine Auferstehung, keinen Frieden. Aber am Horizont wird es hell. Wir haben den Funken, aus dem Hoffnung wächst. Ein Licht, das uns dabei hilft, den Notleidenden in ihrem Elend beizustehen. Das Licht vom Sieg des Lebens über den Tod. Christen nennen es das Osterlicht. Es hilft, die Hoffnung neu zu finden.

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