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Kehrwoche
Bild: Pixabay/anncapictures

Kehrwoche

Tanja Griesel
Ein Beitrag von Tanja Griesel, Evangelische Pfarrerin, Fritzlar
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Eine neue Woche liegt vor uns. Ich hätte mich gerne heute oder an den nächsten Tagen mit einer Freundin verabredet. Die kann aber nicht. "Es ist doch Kehrwoche", sagt sie. "Kehrwoche?", frage ich irritiert zurück, "ich dachte, es ist Karwoche."

Karwoche heißt bei mir Kehrwoche, sagt die Freundin

"Genau", antwortet sie, "und die heißt bei mir Kehrwoche. Weil bei uns in diesen Tagen alle wie verrückt sauber machen. Meine Nachbarn legen sich besonders ins Zeug: Fenster putzen, Rasen mähen, Hof und Treppenhaus kehren. Alles wird auf Hochglanz poliert. Dann kann Ostern kommen – und die Verwandtschaft auch."

Woher die Karwoche ihren Namen hat

Die Karwoche hat ihren Namen vom althochdeutschen Wort kara. Das bedeutet "klagen oder trauern". An Karfreitag stirbt Jesus am Kreuz. Darauf bereiten Christinnen und Christen sich in der Passionszeit vor. Und mit Reinigung hat das tatsächlich auch zu tun.

Jesus reinigt den Tempel

Jesus selbst hat den Jerusalemer Tempel gereinigt (Mt. 21,12ff). Er hat die Wechsler und Händler aus dem Tempel geworfen. Und mit ihnen die Schafe, Ziegen und Tauben, die dort als Opfergaben verkauft wurden. Jesus sagt: Ihr müsst keine Opfer mehr bringen. Gebt nichts auf diese Äußerlichkeiten. Gott legt keinen Wert darauf. Ihr seid der Tempel, in dem Gott wohnen möchte. Die Kritik hat nicht allen gefallen. Jesus war unbequem. Er mutet uns einiges zu. Aber nur so ist Veränderung möglich. Wenn man bestehende Gewohnheiten hinterfragt. Das gilt auch heute noch. So frage ich mich: Was sind die Missstände, die ich aus meinem Tempel kehren sollte?

Die Karwoche ist für mich ein "inneres Großreinemachen"

Die Karwoche ist für mich ein "inneres Großreinemachen". Ich räume mich auf. Mein Leben. Meine Beziehungen. Auch meine Beziehung zu Gott. Dafür nehme ich mir Zeit. Ich sehe genau hin. Nehme auch die schlechten Gewohnheiten in den Blick. Das, was mir nicht guttut, was mir Zeit raubt und Nerven kostet. Das muss nicht so sein. Ich kann mich ändern.

In diesem Sinn hat die Karwoche für mich auch etwas mit der Kehrwoche zu tun. Es ist eine innere Reinigung und Neuausrichtung. So bereite ich mich auf Ostern vor.

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