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"Nein, meine Söhne geb' ich nicht"
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"Nein, meine Söhne geb' ich nicht"

Ute Klewitz
Ein Beitrag von Ute Klewitz, Pastoralreferentin, Mentorin für Lehramtsstudierende mit dem Fach Katholische Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz
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"Nein, meine Söhne geb` ich nicht", so heißt der Refrain in einem Lied von Reinhard Mey. Ich habe es in den letzten Wochen häufiger im Radio gehört. Und das Lied lässt mich nicht kalt. Reinhard Mey singt mir angesichts des so nahen Kriegs in der Ukraine aus der Seele.

Das Lied ist von 1986 und Reinhard Mey erzählt eindrücklich, dass er seine beiden Söhne aufgezogen, sie beschützt und behütet hat. Und wenn es Krieg gibt, dann wird er mit ihnen fliehen. Jeder Kriegsdienst wird verweigert.

"Mama, ich kämpfe!"

Auch ich habe zwei Söhne: 17 und 19 Jahre sind sie. Und ich möchte auf gar keinem Fall, dass sie in einen Krieg ziehen. Krieg ist sinnlos. Ein Rückfall in die Barbarei.

"Nein, meine Söhne geb` ich nicht." Und was, wenn ein Krieg zu mir kommt? Wenn er mir aufgezwungen wird, obwohl ich das niemals wollte?

Mein 19-jähriger Sohn sagt dazu: "Mama, ich kämpfe, damit unsere Werte geschützt werden. Das möchte ich für meine Kinder erhalten. Ich lasse mir von keinem was aufzwingen."

Da ich meine Söhne nicht hergeben will, frage ich mich: Muss ich dann vielleicht diejenige sein, die nachgibt und sich anpasst?

Beschützen wollen und loslassen müssen

Das ist die Spannung in der Mütter und auch Väter leben: Auf der einen Seite möchte ich mein Kind beschützen, solange es eben geht.

Auf der anderen Seite möchte dieses Kind nun erwachsen sein eigenes Leben gestalten. Und das kann heißen: Im Extremfall dieses Leben auch zu verteidigen mit einer Waffe in der Hand. Denn darum geht es ja: Das erwachsene Kind loslassen, auch dann, wenn es sich bewusst in Todesgefahr begibt.

Das ist für mich nur schwer auszuhalten. Eine Zuflucht bietet mir – manchmal – mein Glaube: Ich weiß, dass ein Leben viel zu früh enden kann, zu wissen, dass es in Gott dann dennoch vollendet sein wird, das tröstet mich.

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