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Versöhnung - wie kann das gehen?
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Versöhnung - wie kann das gehen?

Pia Arnold-Rammé
Ein Beitrag von Pia Arnold-Rammé, Katholische Pastoralreferentin, Referentin für Sozialpastoral, Frankfurt
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„Schließ ohne zu zögern Frieden mit deinem Gegner, solange du noch auf dem Weg zum Gericht bist.“ (Matthäus-Evangelium 5,25) Diesen Satz könnte auch ein Richter, eine Richterin sagen, denn auch sie finden einige Gerichtsverfahren unnötig. Es gibt viele Prozessen, die nicht unbedingt sein müssten: Nachbarschaftsstreit, Streit ums Erbe oder Streit um das Sorgerecht für die Kinder. Es wird viel gestritten in Deutschland und offensichtlich auch vor Gericht.

Geh erst hin und versöhn dich mit ihm

Der Satz steht aber in der Bibel, Jesus sagt ihn in seiner Bergpredigt. Und die ist ja so eine Art Grundsatzprogramm für die Christinnen und Christen. Da ist Versöhnung, gerade auch mit meinen Feinden, ein ganz wichtiges Thema. Und Jesus sagt da auch: Wenn du zum Gottesdienst gehen willst und dir einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, dann geh erst hin und versöhn dich mit ihm. Dann erst geh zum Gottesdienst. Die Versöhnung ist im Christentum also eine wichtigere Sache als der Gottesdienstbesuch. Es ist aber auch viel schwerer.

So einfach ist Versöhnung aber nicht

Wenn ich mich richtig gestritten habe, wenn ich mich so zerstritten habe, dass ich kein Wort mehr mit dem anderen reden will, dann will ich auch von Versöhnung nichts hören. Wir reichen uns die Hände und alles ist wieder gut? So einfach ist das ja meistens nicht. 

Bin ich bereit, Frieden zu schließen?

Versöhnung ist oft ein langer und mühsamer Weg. Ich denke, das war auch Jesus klar. Das erste ist aber: Will ich überhaupt Versöhnung? Bin ich bereit, mit dem anderen Frieden zu schließen?

Gericht ist selten der Weg zur Versöhnung

Wenn ich vor Gericht gehe, will ich ja nicht Versöhnung, sondern Recht bekommen. Das ist ja erst mal nichts Schlechtes. Aber es gibt eben auch Streit, da hilft die Frage, wer hat Recht, nicht weiter. Da geht es eher darum, einfach zuzuhören, was der andere überhaupt will; mich emotional in seine Lage versetzen zu können; seine Position sehen und verstehen zu können, auch wenn ich sie nicht teile. All das aber sind Wege zur Versöhnung, die Menschen miteinander gehen können, vor aller gerichtlichen Klärung.

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