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Man kann sich nicht raushalten
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Man kann sich nicht raushalten

Dr. Matthias Viertel
Ein Beitrag von Dr. Matthias Viertel, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Der Krieg gegen die Ukraine zeigt Auswirkungen sogar auf Sportplätzen und Konzerthallen. In München wird der Dirigent Valery Gergiev entlassen, weil er sich nicht von Putin distanzieren will. Bei den Paralympics jetzt und beim Fußball ist Russland von allen Wettbewerben ausgeschlossen, auch von der Weltmeisterschaft. Am European Song Contest darf Russland ebenfalls nicht teilnehmen. Sind diese Reaktionen sinnvoll?

Es trifft mit Anna Netrebko Künstlerinnen und mit dem paralympisches Team Sportler

Die Staatsoper München hat der Sänderin Anna Netrebko gekündigt und ihr eine zu große Nähe zu Putin vorgehalten. Sie darf da nun nicht mehr auftreten. 

Kann man Künstler und Sportlerinnen für Putins Krieg bestrafen?

Bringt das was? Ein Freund zeigt sich im Gespräch mit mir skeptisch: Solche Maßnahmen werden Putin doch nicht umstimmen, sagt er. Und kann man das überhaupt machen? Menschen für die Gräueltaten Putins bestrafen, nur weil sie sich nicht von ihm und seinem Krieg distanzieren?

Ein Beitrag zur Aufklärung und Information

Ich meine: Ja, man kann es. Und es ist sogar wichtig, und zwar aus verschiedenen Gründen: Offensichtlich wird die Bevölkerung in Russland über den Krieg angelogen. Der Ausschluss von internationalen Wettbewerben hält den Menschen in Moskau und Minsk nun deutlich vor Augen, was ihnen verheimlicht werden soll: Wir haben Krieg und die ganze Welt nimmt Anteil, alle schauen auf Russland.

Es gibt keine Neutralität

Und noch etwas anderes zeigen die Maßnahmen: Du kannst dich im Krieg nicht raushalten. Angesichts der Bilder von ausgebombten Häusern in Kiew und Mariupol gibt es keine Neutralität. Wer die ängstlichen Gesichter der Kinder und Frauen gesehen hat, die in U-Bahnstationen Unterschlupf suchen oder auf der Flucht sind, kann nicht sagen: Ich bin unpolitisch, ich hab‘ damit nichts zu tun. Alle werden in die Verantwortung gezogen. Auch wir hier in Deutschland.

Du musst dich jetzt entscheiden

Deshalb: Wenn russische Künstler und Sportler ausgeschlossen werden, weil sie sich nicht von Putin und seinem Krieg distanzieren, ist es richtig. Als Zeichen der Solidarität. Und als Ausdruck der Mitverantwortung. Oder wie Annalena Baerbock es in ihrer Rede bei der UNO gesagt hat: Du musst dich jetzt entscheiden zwischen Frieden und Aggression, zwischen Handeln und Wegschauen.

Zum Foto: Fans mit Solidaritätsaufruf beim Viertelfinale DFB-Pokal Hannover 96 gegen RB Leipzig am 02.03.2022

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