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Schneller ist nicht immer besser
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Schneller ist nicht immer besser

Irmela Büttner
Ein Beitrag von Irmela Büttner, Evangelische Pfarrerin, Offenbach-Bieber
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„Heute war ich so schnell wie selten“, erzählt die Mutter beim Essen. „Endlich mal bin ich gut durchgekommen. Keine Staus, keine Baustellen, keine roten Ampeln. Das war super.“

Vor lauter Eile nicht nach rechts oder links schauen

„Hey Mama“, sagt die Tochter, „Hast Du auf dem Weg gesehen, der Supermarkt an der Ecke hat endlich aufgemacht. Das ist doch klasse, wir müssen nicht mehr so weit fahren.“ Die Mutter meint: „Echt? Ich habe es nicht gesehen. Wenn Du es nicht erzählt hättest, ich hätte ich es nicht gewusst.“

Ein Termin jagt den nächsten

Oft zählt es, schnell zu sein. Das kenne ich auch: Schnell zur Arbeit kommen, schnell alles erledigen, was auf dem Einkaufszettel steht oder auf der To-Do-Liste. Ein Termin jagt den nächsten. Dann bin ich wie in einem Tunnel und achte auf nichts anderes mehr, als nur von A nach B zu kommen. Doch dann entgeht mir auch was. Was rechts und links am Straßenrand ist. Ich sehe die Nachbarin nicht, die mich grüßt. Ich höre es nicht, wenn jemand ein Wort mit mir wechseln will.

Sich Zeit nehmen für Begegnungen - auch wenn es dann länger dauert

Da beeindruckt mich eine Frau in der Kirchengemeinde. Sie trägt die Gemeindebriefe aus. Sie hat ziemlich viele Straßen in ihrem Gebiet. Sie sagt: „Ich habe schon oft überlegt, ob ich das Fahrrad nehmen soll. Doch das Tolle ist ja, dass ich beim Austragen der Gemeindezeitung so viele auf der Straße treffe. Mit denen schwätze ich gerne mal, nur ein paar Worte. Wenn ich das Fahrrad nehmen würde, müsste ich ja jedes Mal absteigen, das wäre viel zu umständlich. Also habe ich entschieden: Ich gehe weiter zu Fuß.“

Ich denke: Wie gut, dass sie sich so entschieden hat. Auch wenn sie mit dem Fahrrad schneller mit dem Austragen fertig wäre. Sie nimmt sich bewusst Zeit für Begegnungen auf der Straße. Und, da bin ich mir sicher: Das tut nicht nur ihr gut, sondern auch denen, die sie trifft.

Darauf achten, was ich sehe und wem ich begegne, tut gut

Ich werde mich auch weiter oft beeilen müssen. Aber nicht immer! Ich nehme ich mir vor, auf meinen Wegen darauf zu achten, was ich sehe und wem ich begegne, auch wenn ich dann fünf Minuten länger brauche.

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