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Freedom Day
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Freedom Day

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt
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Dänemark hatte ihn schon, Großbritannien auch. Heute in vier Wochen soll er auch bei uns wahr werden, der Tag der Freiheit - Freedom Day. Am Mittwoch hat der Bundeskanzler verkündet: Bis zum 20. März sollen die Corona-Maßnahmen in drei Stufen aufgehoben werden. Aber: Soll man das wirklich „Freedom Day“ nennen?

Tausende Menschen feiern ausgelassen auf den Straßen und erklären die Pandemie für beendet. Letzten Juli gab’s das in Großbritannien. Premierminister Boris Johnson hatte den 19. Juli 2021 zum „Freedom Day“ erklärt. Vorschnell, wie sich zeigte. Die nächste Corona-Welle kam und mit ihr erneut Einschränkungen.

Vielleicht tun sich Bundeskanzler Olaf Scholz und Gesundheitsminister Karl Lauterbach deshalb schwer mit dem Wort „Freedom Day“.

Endlich wieder fast ohne Einschränkungen leben

Klar, wir alle sehnen uns danach: Endlich wieder verlässlich planen können. Treffen, wen und wie viele ich will. Reisen, wohin ich will. Feiern unbeschwert, ohne Maske… Einschränkungen los zu sein, das ist aber nur ein Aspekt der Freiheit.  

Freiheit hat immer zwei Aspekte

Zur Freiheit gehören aus christlicher Sicht immer zwei Aspekte. Es gibt die Freiheit von etwas, von den Corona-Einschränkungen zum Beispiel. Und es gibt die Freiheit zu etwas, also die Freiheit, etwas zu tun, zum Beispiel Rücksicht zu nehmen auf Schwächere.

Frei sein von etwas und frei sein zu etwas

Martin Luther hat das sinngemäß so ausgedrückt: Als Christ bin ich ein freier Herr und niemandem untertan. Gleichzeitig: Als Christ bin ich allen zu Diensten. Ich soll schauen, was ich für andere tun kann – aus Freiheit. Wie zwei Seiten einer Medaille: frei von etwas und frei zu etwas.

Viele haben schon immer Rücksicht auf andere genommen

Ich habe mit meiner Tochter darüber gesprochen. Sie ist Anfang 20 und meinte: „Das ist im Grunde doch immer so. Auch vor Corona haben viele auf die Rücksicht genommen, mit denen sie leben. In der Pandemie war es dann nötig, das für alle zu tun.“

Weil sich so viele in den vergangenen Monaten eingeschränkt haben, um andere zu schützen, freiwillig oder zähneknirschend, werden wir hoffentlich bald die gewohnten Freiheiten im Alltag wieder genießen können.

Jeder Tag kann ein Freedom Day sein

Die Freiheit von etwas und die Freiheit zu etwas. Wenn ich beide Seiten der Freiheit im Blick habe, ist jeder Tag ein Freedom Day.

 

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