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Ist Vorfreude die schönste Freude?
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Ist Vorfreude die schönste Freude?

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt
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Vorfreude ist die schönste Freude. Ich fürchte, von dieser schönsten Freude ist in letzter Zeit einiges verlorengehen.

Viel Vorfreude gab es in letzter Zeit nicht - zuviel wurde abgesagt

Der Skiurlaub im letzten Jahr - abgesagt - und dieses Jahr schon wieder.  Die lange geplante Hochzeit, die Jubiläumsfeier, das Konzert. Das meiste von dem, worauf man sich freuen konnte, ist wegen Corona ausgefallen. Auch Unwiederholbares wie der Abschlussball der Tanzschule, die große Konfirmationsfeier, die Entlassungsfeier in der Schule oder die Silberhochzeit. Zuerst die Vorfreude und dann wird nichts draus. Dabei hat gerade die Vorfreude die Kraft, uns durch unsichere Zeiten zu tragen.

Normale Freude kommt spontan

Vorfreude ist keine „normale“ Freude. Normale Freude bricht spontan auf, wenn das Leben schöner und besser ist, als ich es erwartet habe. Dann drängelt sie sich vor und will sofort ausgelebt werden. An solche Freudenmomente erinnert man sich lange. Solche Art Freude lebt also in der Gegenwart und der Vergangenheit.

Vorfreude kommt aus der Zukunft

Aber die Vorfreude kommt aus der Zukunft. Vorfreude setzt Kräfte frei, noch bevor das eingetreten ist, was ich sehnlich erwarte.

In der Pandemie das Vertrauen in die Vorfreude verlieren

Wer oft von der Vorfreude enttäuscht worden ist, steht in der Gefahr, das Vertrauen in die Vorfreude ganz zu verlieren. Viele haben das in den letzten Monaten gespürt, Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Ich zögere auch, mich wirklich auf etwas zu freuen. Ich stelle mir vor, was sein könnte, spüre schon die Kraft, die das freisetzen würde, traue mich dann aber doch nicht, mich der Vorfreude anzuvertrauen. Ich möchte nicht schon wieder auf etwas hoffen, das dann doch nicht eintritt. Statt von der Vorfreude gestärkt und getragen zu sein, bin ich enttäuscht und traurig.

Die Vorfreude und Hoffnung als Christ ist die, bei Gott geborgen zu sein

Eine große Vorfreude, eine Hoffnung hab‘ ich aber gewiss. Meine Hoffnung als Christ reicht weit über die Freuden und Enttäuschungen des Alltags hinaus in die Zukunft. Auch über den Tod hinaus hoffe ich, bei Gott geborgen zu sein. Die Kraft aus dieser Vorfreude spüre ich jetzt schon. Sie stärkt mich und hilft mir, die spontanen Freuden zu genießen. Sie macht mir Mut, mich weiter auf Schönes zu freuen.

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