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Hausräumung
Bild: pexels-ketut-subiyanto

Hausräumung

Norbert Mecke
Ein Beitrag von Norbert Mecke, Dekan, Evangelischer Kirchenkreis Melsungen
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Die elterliche Wohnung ausräumen. Ich dachte: Das fällt leicht, wenn man schon jahrzehntelang anderswo Heimat gefunden hat. Aber: Nein! Ich habe neu verstanden: Mancher Wert bemisst sich nicht nur in Euro. Da schlummert noch eine ganz andere Währungseinheit in uns.

Erinnerungen bei der Hausräumung

Mit dem alten Fotoalbum in der Hand stellen sich plötzlich nicht nur Fragen wie: „War die Emma eine echte Großtante oder sagte man das nur so?“ Da flammen auch jede Menge Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse auf.

Genauso das uralte Radio, das meine Eltern vom Großvater aufgehoben haben: Ich sehe ihn noch davorsitzen.

Bringe ich´s übers Herz was wegzuwerfen?

Die Frage: Bringe ich´s übers Herz alte, vergilbte Zeugnisse aus den 50ern wegzuwerfen, die Mutter und Vater säuberlich abgeheftet aufbewahrten?

Und manche Möbel: Aus der Zeit gefallen, will heute keiner mehr. Aber ich ahne, was sie für einen ideellen Wert für meine Eltern haben.

Man fragt sich: Was passiert mal mit meinen Sachen?

Mag sein, dass mancher so eine Wohnung ganz abgebrüht und sachlich-nüchtern auflöst. Alles hat seine Zeit: Aufbauen, Sammeln und Wegschmeißen. Altes bewahren und Neues angehen.

Und doch: Wer die Ärmel hochkrempelt, um die Habseligkeiten anderer auszusortieren, der ahnt: Das passiert auch mal mit meinen sieben Sachen! Naja, sieben? Vor 100 Jahren kam ein durchschnittlicher Haushalt in Deutschland mit rund 180 Gegenständen aus. Heute sind es laut statistischem Bundesamt etwa 10.000 Dinge, die der Deutsche in seinen vier Wänden hortet.

Wie gut tun Menschen, die nicht einfach entsorgen, was mit anderen verbindet!

Wie gut, wenn man einigermaßen gut sortiert ist. Wie gut, wenn man Menschen hat, denen es einmal nicht leichtfällt, das einfach zu entsorgen, was mit unserer Geschichte verbunden ist. Wie wichtig, heute für Erlebnisse zu sorgen, an die man sich gerne erinnert: wir uns selbst und andere mit uns.

Liebevolle Verbundenheit und Seligkeit

Wer eine Wohnung ausräumen muss, lernt zweierlei: Wie zauberhaft unser Leben mit manchen Gegenständen verknüpft ist. Und zugleich, wie sehr es die Wirklichkeit verschleiert von ihnen als „Habseligkeiten“ zu sprechen. Nein, wenn die Seligkeit an der Habe hängt, kann sie schon mit ein bis zwei Sperrmüllsammlungen Geschichte sein. Die Hausräumung hat mir gezeigt: Tief in uns verankert schlummert liebevolle Verbundenheit als Währungseinheit. Ein Geschenk, wo wir sie mit anderen Menschen erleben. Und Seligkeit, wo wir sie mit Gott teilen.

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