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Feiern stärkt die Gemeinschaft
Bild: Pixabay/Sheila Santilla

Feiern stärkt die Gemeinschaft

Kathrin Mantey
Ein Beitrag von Kathrin Mantey, Evangelische Pfarrerin, Marburg
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In drei Wochen heiratet Katharina. Endlich. Ihre Familie und Freunde können es kaum erwarten. Vor über zwei Jahren sollte das Fest eigentlich steigen. Bis Corona kam und die Hochzeit wie so viele andere Feste immer wieder verschoben wurde. Zwischendurch hatte Katharina die Hoffnung fast aufgegeben. In aller Stille hatten Sie und ihr Freund standesamtlich geheiratet.

Aber nun ist der große Tag ganz nah: Als erstes kommt die Trauung unter freiem Himmel mit dem Gemeindepfarrer. Danach geht es in ein wunderschönes Hotel. Nach dem Sektempfang und dem Essen soll getanzt und gefeiert werden bis spät in die Nacht. Schon bei dem Gedanken daran spürt Katharina ihre Freude.

Endlich wieder feiern

Vielen Menschen geht es momentan ähnlich: Sie freuen sich darüber, endlich wieder in großer Runde feiern zu können. Das ausgefallene Jubiläum, den Geburtstag oder irgendeine andere Party nachholen zu können. Es muss ja nicht gleich eine große Hochzeit sein. Viele von uns haben in der Pandemie gelernt: Ein Fest kann man auch gut mit einfachen Mitteln gestalten. In der Corona-Zeit hatten viele Geburtstagskinder kaum Besuch. Und wenn, dann musste der draußen im Vorgarten oder auf der Terrasse bleiben und Abstand halten. Und trotzdem haben viele so einen Geburtstagsbesuch genossen. Beim Feiern geht es viel weniger um das ganze Drumherum. Stattdessen kommt es doch darauf an, sich sehen zu können. Ohne Telefon oder Zoom. Natürlich können wir uns vieles per Handy oder Nachricht sagen. Aber besonders schön ist es in geselliger Runde, wenn man direkt miteinander redet. Zum Beispiel bei einem Fest.

Selbst die beste Feier bleibt selten ohne Stress

Aber selbst die beste Feier bleibt selten ohne Stress oder Probleme. Auch Katharinas Hochzeit wird nicht so perfekt sein, wie geplant. Nicht nur, dass der Bräutigam vielleicht die falsche Krawatte anzieht oder der Fotograf beim Gruppenfoto die Oma vergisst.

Auch Gäste können anstrengend sein: Zum Beispiel die Freundin, die immer was am Essen auszusetzen hat. Der Onkel, der sich mit der Schwiegerfamilie in die Wolle kriegt. Oder der Cousin, der mit seinen schlechten Witzen allen auf die Nerven geht.

Dennoch: Feiern verbindet

Aber am Ende des Abends wird auch viel gelacht und erzählt worden sein: „Schön, dass wir uns alle wieder gesehen haben. Was für ein tolles Fest.“ Auch Pannen und Unmut gehören dazu, wenn wir mit anderen zusammen sind. Gemeinschaft funktioniert nun mal nicht reibungslos. Aber spätestens im Rückblick werden solche Ereignisse zur schönen gemeinsamen Erinnerung. Noch Jahre später verbindet sie diese Menschen miteinander. „Weißt du noch, damals auf Katharinas Hochzeit?“

Feste bringen uns einander näher und stärken das Miteinander. Denn wir Menschen sind Herdentiere.
Wir brauchen das Gefühl von Gemeinschaft.
Und Pfingsten ist das kirchliche Fest für dieses Gefühl.

Musik

Pfingsten - das kirchliche Fest, das die Gemeinschaft stärkt

Pfingsten ist das kirchliche Fest, in dem das Gemeinschaftsgefühl eine ganz besondere Rolle spielt. Ein Fest, das die Gemeinschaft stärkt.
Dazu gibt es in der Bibel diese Geschichte:

Die biblische Pfingstgeschichte

Am Anfang des allerersten Pfingsttags sitzen die Freundinnen und Freunde von Jesus zusammen in einem Haus in Jerusalem. Nach Feiern ist ihnen aber nicht zu Mute. Ihr Freund Jesus ist nicht mehr bei ihnen. Sie fragen sich: Wie wird es jetzt weitergehen? In dieser Situation gibt ihnen die Gemeinschaft Halt. Also sitzt der ganze Freundeskreis auch an diesem Morgen zusammen. Plötzlich, so erzählt es die Bibel, weht ein starker Wind durchs Zimmer und Flammen kommen herab auf die Köpfe. Die ganze Gruppe fühlt sich auf einmal erfüllt von Gottes Geist und fängt an, von ihrem Glauben zu erzählen. Draußen bekommen Menschen mit, dass etwas Besonderes passiert. Und als sie die Jüngerinnen und Jünger reden hören, verstehen alle genau, was die da erzählen. Das Ungewöhnliche daran ist: Auch die ausländischen Menschen in Jerusalem verstehen jedes Wort, denn jeder hört plötzlich seine eigene Muttersprache. Manche finden das unheimlich. Andere machen sich lustig: „Die sind doch betrunken“, sagen sie und lachen. Schließlich verschafft sich Petrus Gehör in dem ganzen Tumult. Er sagt: „Wir sind nicht betrunken. Dafür wäre es auch viel zu früh am Tag! Nein, wir, die Freunde von Jesus, haben gerade etwas ganz Unglaubliches erlebt. Wir haben zwar verstanden: Jesus ist irgendwie über den Tod hinaus bei uns. Aber jetzt erst spüren wir, welche Kraft uns Gott durch ihn schenkt! Wir können plötzlich fühlen, was diese Botschaft von der Liebe Gottes für unser Leben bedeutet. Und es ist so etwas Gutes, dass wir allen anderen davon erzählen müssen.“

Ein Gemeinschaftsgefühl entsteht am allerersten Pfingstfest

An diesem allerersten Pfingsttag erleben die Menschen in Jerusalem, wie durch die Botschaft von Jesus Christus ein ganz besonderes Gemeinschaftsgefühl entsteht.

Dieser Heilige Geist bläst als frischer Wind durch die Gruppe der Freundinnen und Freunde von Jesus. Sie hatten sich zurückgezogen, jetzt öffnen sie sich für die anderen. Plötzlich kommen sie mit wildfremden Menschen ins Gespräch, auch mit Menschen aus dem Ausland. Und sie sprechen mit den Menschen so, dass sie die Botschaft klar und deutlich verstehen. Sie fühlen Gottes Liebe und bekommen dadurch die Kraft, andere zu lieben.

Musik

Pfingsten – was ist das für ein Fest!  

Der Geist von Pfingsten ist ein guter Grund zum Feiern

Der Geist des allerersten Pfingstfestes setzte damals viele Menwschen in Bewegung. Die Gabe des Geistes ist ein richtig guter Grund zum Feiern: Diesen Schwung, der mein Inneres von „ratlos“ auf „schwer begeistert“ umschaltet, wünsche ich mir auch. Denn ich glaube: Auch wenn der allererste Pfingsttag etwas Einmaliges war: Gottes Geist weht auch heute. Und setzt Menschen in Bewegung.

In einer Kleinstadt weht der Geist von Pfingsten an Ostern

In einer Kleinstadt in Nordhessen war der Geist von Pfingsten dieses Jahr ausgerechnet an Ostern zu spüren. Es begann damit, dass im März ukrainische Geflüchtete in den Ort kamen. In der Sammelunterkunft kochten Helferinnen und Helfer für die Frauen und Kinder. So entstanden erste Kontakte. Dann rückte Ostern näher und die Geflüchteten wurden eingeladen. Sie sollten zur Osternacht mitkommen und danach zum gemeinsamen Frühstück. Darauf hatten sich schon viele in der Gemeinde gefreut, weil es erstmals seit zwei Jahren wieder erlaubt war. Doch dann wurde klar: Die Geflüchteten sind orthodoxe Christen und die feiern Ostern eine Woche später. Was tun? Bald stand der Entschluss fest: Ostern feiern wir dieses Jahr einfach doppelt. Einmal wie immer ganz früh am Morgen mit Kerzen, Gesang und danach Kaffee und Brötchen. Und eine Woche später sozusagen als Oster-Spezialgottesdienst für die Ukrainerinnen und ihre Kinder.

Der Geist von Pfingsten lässt uns Gottes Liebe spüren

Viele Gemeindeglieder und Geflüchtete haben Ostern deshalb zweimal gefeiert und vielleicht dabei Gottes Geist gespürt. Jedenfalls wurde in diesen Tagen aus fremden Menschen plötzlich eine Festgemeinschaft. Und die verstand Gottes Botschaft - in ganz unterschiedlichen Sprachen.

Morgen ist Pfingsten vorbei. Doch auch ganz ohne Feiertag wird er da sein: der Geist von Pfingsten. Der mich Gottes Liebe spüren lässt - und die Kraft, diese Liebe weiterzugeben.

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