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hr4 Weihnachtsgottesdienst aus Frankfurt
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hr4 Weihnachtsgottesdienst aus Frankfurt

Beate Hirt
Ein Beitrag von Beate Hirt, Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr, Frankfurt
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Katholischer Gottesdienst am 1. Weihnachtsfeiertag, 25. Dezember 2022, 10:05 - 11.00 Uhr, aus der Pfarrkirche St. Bonifatius in Frankfurt-Sachsenhausen

Hier geht's von 10.05 bis 11.00 Uhr am 25. Dezember zum hr4 Livestream.

Den Gottesdienst zum Nachhören gibt es nach Ausstrahlung hier oben auf dieser Seite und auf hr4.de.

Nach dem Gottesdienst können Sie mit Pfarrer Dr. Werner Otto und Pastoralreferentin Lilian Wykipil sprechen: Sie sind 12.30 Uhr telefonisch erreichbar unter der Nummer 069 / 695 9758 50. Informationen zu den Mitwirkenden und zur Pfarrei St. Bonifatius Frankfurt-Sachsenhausen finden Sie hier.

Liturgie und Predigt: Pfarrer Dr. Werner Otto

Begrüßung: Jutta Nieswand

Lektorin Lesung: Marie-Luise Theuerkauf
Lektorinnen Fürbitten: Marie-Luise Theuerkauf & Lilian Wykipil 

Chor: Chor St. Bonifatius - Leitung: Wolfgang Zerlik

Gesangsensemble: "Seven4Heaven" - Leitung: Christoph Kuhn

Kantor: Christoph Kuhn 

Orgel und Keyboard: Christoph Kuhn und Alexandra Gockel-Bok

Saxophon: Bastian Fiebig

Violine: Simone Kochsiek

Musikalische Leitung: Christoph Kuhn

Kirchliche Redaktion: Beate Hirt, Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr                                                                

Musik:

Musik zum Einzug: Festliche Orgelmusik Weihnachtsoratorium 2. Kantate Schlusschor
Eingangslied: GL 237, „Vom Himmel hoch“, Str. 1,2,6
Kyrie: Cécile Chaminade: Kyrie aus der „Messe für zwei gleiche Stimmen und Orgel“
Gloria: GL Nr. 751, Str. 1 und 3
Halleluja: GL 174,4 mit Vers
Credo-Lied: GL 256 (EG 37), „Ich steh an deiner Krippe hier“, Str. 1 und 4
Fürbitten mit gesungenem Ruf: GL 182, „Du sei bei uns“
Musik zur Gabenbereitung: „Peace has come“ und GL 241 (EG 45,) „Nun freut euch, ihr Christen“, Str. 1 und 4
Sanctus: GL 228 (EG13), "Tochter Zion", Str. 3
Musik zur Kommunionausteilung:„The first Nowell“
Danklied: GL 247 (EG 27), „Lobt Gott, ihr Christen alle gleich“, Str. 1 und 4 (bzw. 6)
Schlusslied: GL 238 (EG 44), „O du fröhliche“
Nachspiel: Corelli Weihnachtskonzert Pastorale

Predigt: 

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer – bei hr4 und in unserer Kirche!

In den letzten Wochen haben mich Gemeindemitglieder immer wieder gefragt: „Wird denn wenigstens an Weihnachten die Kirche geheizt?“ Ja, heute ist es ein bisschen wärmer. In den letzten Wochen saßen wir in unseren Kirchen im Kalten und an vielen anderen Orten auch. Wie mag es Menschen gehen, die Weihnachten in kalten und dunklen Häusern feiern müssen - wie aktuell in der Ukraine.

Die Weihnachtsgeschichte erzählt auch von Dunkelheit, vor allem aber von einer leuchtenden Erscheinung mitten im Dunkel: Den Hirten auf den Feldern erscheint plötzlich ein helles Leuchten am Firmament – die Herrlichkeit Gottes. Himmlische Chöre erklingen. Ein Engel bringt die Botschaft: „Euch ist heute der Heiland geboren!“ Und dann? Dann ist der Zauber vorbei. Dann ist wieder Nacht, dann ist es wieder bitter kalt. Weihnachten - nur eine kurze Momentaufnahme?

In der heutigen Lesung erzählt uns der Prophet Jesaja in wunderbaren Bildern vom kommenden Heil. Allerdings heißt es da: „Brecht in Jubel aus, ihr Trümmer Jerusalems.“ Bei seiner Heimkehr aus dem babylonischen Exil findet das Volk Israel eine zerstörte Stadt vor, eine Trümmerwüste. Wo ist da Grund zum Jubeln?

Wir müssen Weihnachten zwar nicht im Dunkel feiern, aber wir leben in einer Zeit, in der eine Katastrophe die nächste jagt: Corona, Hochwasser, Hitzesommer, der grauenhafte Vernichtungskrieg in der Ukraine. All das hat Auswirkungen auch bei uns: In den letzten Wochen bin ich vielen Menschen begegnet, die mir sagen: „Es wird mir einfach zu viel, ich schaffe es nicht mehr.“ Ich kann das gut nachfühlen, auch an mir gehen die Krisen nicht spurlos vorüber.

Ist Weihnachten nur ein gefühlsduseliger Traum? Oder mehr?

Zugegeben: das wunderbare Himmelsschauspiel ist nur eine Momentaufnahme – aber eine, die das Leben der Hirten von Grund auf verändert!

Die Hirten werden von der Botschaft des Engels so machtvoll getroffen, dass sie alles stehen und liegen lassen und sich auf den Weg machen, um das Kind zu sehen. Wie es mit ihnen weitergeht, wissen wir nicht. Ich bin überzeugt: durch die Begegnung mit Jesus ist ihr Leben nicht mehr wie vorher.

Das glaube ich, weil es mir auch so geht. Ohne meinen Glauben würde ich auch aktuell anders leben. Das fängt bei den Wochenenden an. Ich habe mich lange nicht mehr so auf die Sonntagsgottesdienste gefreut wie in den letzten Monaten. Das gemeinsame Beten, Singen und die Feier des Abendmahls erlebe ich gerade zurzeit als unglaubliche Stärkung. Und ich genieße auch die guten Begegnungen im Anschluss, wenn wir noch eine Tasse Cappuccino genießen und dabei ins Gespräch kommen. Offenbar bin ich da nicht der einzige. Seit einigen Monaten nimmt der Gottesdienstbesuch in unserer Pfarrei zu. Ich finde dafür nur eine Erklärung: Besonders in dieser Zeit brauchen die Menschen Nähe. Begegnung mit Freundinnen und Freunden tut gut. Aber auch Begegnung mit Gott. Die Erfahrung seiner Nähe im Gottesdienst. All das ist Balsam für die Seele.

Damit sind wir auch im Zentrum von Weihnachten. Denn Weihnachten ist das Fest der unfassbaren Nähe Gottes. In dieser Nacht vor 2000 Jahren ist Gott in unsere Welt hinabgestiegen. (Und er ist geblieben: unsere Welt ist nun auch Gottes Heimat.) Das Kind in der Krippe bringt die Botschaft: „Ich bin nun einer von euch. Ich bleibe bei euch. Ihr seid nie mehr allein!“

Die Welt, in der Gott Mensch geworden ist, ist keine heile Welt. Krieg, Terror und Hass gibt es heute wie zu allen Zeiten. Aber der menschennahe Gott schenkt uns etwas, das wir in diesen Tagen besonders brauchen. Jesaja beschreibt es mit diesen Worten: „Der Herr tröstet sein Volk.“ Gottes Nähe schenkt Trost. Gott ist einer, dem ich meine Not klagen kann. Ein wunderbarer Tröster, der Kraft und neue Hoffnung schenkt. Das ist etwas, was mir gegenwärtig unheimlich gut und was ich auch Ihnen wünsche: den Trost der Nähe Gottes.

Ich durfte das heute Nacht wieder in unserer Christmette erleben: Wir haben den schönen Brauch, dass wir die Weihnachtsgeschichte nicht nur hören, sondern miterleben. Ein Kind trägt das Christuskind vom Altar zur Krippe. Wir alle ziehen mit. Wie die Hirten und Engel sind wir plötzlich gemeinsam ganz nah am Ort dieses Wunders: Gott wird Mensch.

Das ist das Wunder der Weihnacht: Gott kommt uns unfassbar nah. Gerade in einer Welt, die von Krisen geschüttelt ist, dürfen wir uns daran erinnern: Wir sind nie mehr allein. Gott ist nun in dieser Welt. Unsere Welt ist auch Gottes Heimat.

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