Ein großes Zeichen der Hoffnung: Raphael Warnock wird Senator
Die Bilder dieser Woche werden unvergessen bleiben: Die Kongressabgeordneten sind gerade dabei, die US-Wahlergebnisse zu bestätigen, eigentlich ein formaler Akt. Da stürmt ein entfesselter Mob das Kapitol in Washington, angestachelt von Noch-US-Präsident Donald Trump. Es sind Szenen wie in einem Bürgerkrieg, mit Toten und Verletzten. Es ist entsetzlich. Aber es gibt aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten auch Zeichen der Hoffnung. Dabei spielt ein Pfarrer eine wichtige Rolle, findet Andrea Seeger von der evangelischen Kirche.
Der erste schwarze Senator Georgias
Der Mann heißt Raphael Warnock. Er ist in dieser Woche zum ersten schwarzen Senator von Georgia gewählt worden. Zusammen mit einem weiteren Kandidaten der demokratischen Partei konnte er sich diese Woche gegen die zwei Kandidaten der Republikaner durchsetzen.
Sensationeller Sieg
In den gewalttätigen Turbulenzen in Washington ist dieser Sieg fast untergegangen. Dabei ist das eine Sensation. Zum einen, weil die Regierung des neuen Präsidenten Joe Biden dadurch jetzt eine knappe Mehrheit hat und Gesetzesvorhaben leichter durchbringen kann.
Seine Vorfahren waren Sklaven
Zum anderen hat mit Rapahel Warnock ein Mann gewonnen, dessen Vorfahren Sklaven waren. Er selbst ist als elftes von zwölf Kindern in einer Sozialwohnung aufgewachsen. Wer mal in den Südstaaten war, kann ermessen, wie außergewöhnlich dieser Sieg zu bewerten ist.
Alltagsrassismus
Als ich dort Freunde besuchte, beschlich mich öfter das Gefühl, die Sklaverei lebt dort noch in vielen Ecken. Rassismus ist hier kein Fremdwort. Warnocks Mutter pflückte als junges Mädchen noch die Baumwolle auf den Feldern. Seit 2005 predigt ihr 51-Jähriger Sohn in derEbenezer-Baptistenkirche von Atlanta.
Der Traum von Martin Luther King
Hier wirkte einst Martin Luther King als Pfarrer, der bedeutendste Anführer der US-Bürgerrechtsbewegung, der für eine gerechte Welt kämpfte. Nie vergaß er den Hinweis: ohne Gewalt! Eine seiner berühmtesten Reden trägt die Überschrift „I have a dream“. Darin heißt es: "Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können.“
Ein Traum wird wahr
Die Söhne und Töchter sitzen nun nicht nur auf den Hügeln in Georgia, sondern arbeiten miteinander in Washington für eine bessere Zukunft aller Amerikaner. Für mich ist das ein großes Zeichen der Hoffnung.