Mord am Frankfurter Hauptbahnhof – Preis der Freiheit
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Mord am Frankfurter Hauptbahnhof – Preis der Freiheit

Dr. Klaus Depta
Ein Beitrag von Dr. Klaus Depta, Katholischer Rundfunkbeauftragter, Fulda

Moderator/in: Der Mord an einem achtjährigen Jungen am Frankfurter Hauptbahnhof – wir beschäftigen uns bei hr 3 ja schon den ganzen Tag mit dieser schrecklichen und sinnlosen Tat. Eine Frage, die angesichts solcher Gewalttaten immer wieder aufbricht, ist die Frage nach dem Sinn von Leid. Klaus Depta von der Katholischen Kirche: Wie kann ein angeblich gütiger, gnädiger Gott solche Gräueltaten zulassen?

 

Eine einfache Antwort darauf gibt es nicht. Deshalb lass mich das Ganze einmal umdrehen: Nehmen wir an, jemand will etwas Böses tun – und schon greift Gott ein. Dann wäre Gott so etwas wie ein Marionettenspieler: Oh, da will ein Mensch etwas Böses tun – dann ziehe ich mal an diesem oder jenem Faden und dann kann der das nicht mehr. Dann wären wir Menschen aber auch nur Marionetten. Wir würden durch jemand anderen gelenkt und gesteuert. Freiheit, Entscheidungsfreiheit für oder gegen etwas – die hätten wir dann nicht mehr.

In der Theorie mag stimmt das sicher, aber es ist immerhin ein Kind ermordet worden -  das als ein Preis für unsere Freiheit?

 

Ja, ich finde das auch ganz schrecklich – aber Wenn Menschen wirklich vollständige Entscheidungsfreiheit haben, dann haben sie leider auch die Freiheit, sich für das Böse zu entscheiden. Also anderen Menschen zum Beispiel Leid zuzufügen. Aus theologischer Sicht ist unsere Freiheit, uns für oder gegen Dinge entscheiden zu können, ein Geschenk Gottes. Und leider ist es so, dass Menschen auch solche Geschenke immer missbrauchen können.

Das hilft den Opfern und Angehörigen (…) aber nicht weiter.

 

Das stimmt leider. Wir leben in einer Welt, in der es unvorstellbare Grausamkeiten gibt. Und diese Grausamkeiten kann man nicht verhindern. Man kann allenfalls nach den Gründen, den Ursachen fragen, warum Gewalt entsteht. Und die liegen, denke ich, fast immer in der ganz konkreten Biographie, in dem, was ein Gewalttäter erlebt hat und wie er aufgewachsen und erzogen wurde.

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