
Hoffnungsschimmer
Moderator/in: Während Vladimir Putin heute mal wieder eine öffentliche Fernsehsprechstunde abhält – findet gleichzeitig in Deutschland ein kleines Jubiläum statt: Heute vor 30 Jahren kam ein anderer russischer Staatspräsident, nämlich Michail Gorbatschow nach Deutschland – und viele Historiker sagen: Dieser Staatsbesuch war ein entscheidender Schritt zur Wiedervereinigung. Fabian Vogt von der Evangelischen Kirche: Für dich war dieser Besuch damals wegweisend. Warum eigentlich?
Ich war ja noch sehr jung. Aber ich erinnere mich, dass damals ständig von Hoffnung die Rede war. Helmut Kohl hat Michail Gorbatschow schon mit den Worten begrüßt: „Auf Ihrem Besuch bei uns ruhen viele Hoffnungen.“
Und ich weiß noch, wie viele Menschen Gorbatschow damals begeistert zugejubelt haben. Das war ja eine echte Gorbimanie. Und ich glaube, das hatte auch was damit zu tun, dass die Leute etwas von dieser Hoffnung gespürt haben.
Dabei galt es ja damals noch als politisches Tabu, über die Wiedervereinigung zu reden.
Stimmt, aber Helmut Kohl hat in seinen Memoiren erzählt, dass er abends mit Gorbatschow an den Rhein gegangen ist und zu ihm gesagt hat: „So sicher, wie der Rhein zum Meer fließt, so sicher wird die deutsche Einheit kommen.“
Vielleicht hat sich Gorbatschow ja davon anstecken lassen. Tatsache ist: Knapp drei Monate später beginnen die Montagsdemonstrationen in Leipzig, kurz darauf fällt die Mauer – und die Wiedervereinigung ist da. Insofern zeigt das auch: Wenn man will, dass sich die Welt ändert, dann braucht man viel Hoffnung.
Was hatdas für dich mit dem Glauben zu tun?
Ganz viel. In der Bibel steht ja der Satz: „Gott ist ein Gott der Hoffnung“. Und jemand der glaubt, dass etwas besser werden kann, der hat auch Hoffnung.