Den eigenen Namen feiern!
Die ganze erste Märzwoche lädt Nordamerikaner dazu ein, sich intensiv mit den eigenen Namen auseinanderzusetzen. Sinn, Bedeutung, Geschichte und Geschichten rund um die Namen sollen gemeinsam entdeckt – und gefeiert werden!
Dies nehme ich zum Anlass, mich an die unzähligen Namensgeschichten meiner eigenen Familie zu erinnern: Da ist mein Großvater, der die Verniedlichung seines Vornamens irgendwann nicht mehr ertrug. Fortan ließ er sich nur noch bei seinem zweiten Vornamen rufen: Aus „Conrädchen“ wurde „Karl“! Und dann mein eigener Unmut, wenn meine Grundschullehrerin mich mit dem Namen meiner Schwester Claudia ansprach. Ich habe doch meinen eigenen Namen! Und schließlich mein Mann und ich: Bei unseren eigenen Kindern haben wir uns für einige Vornamen mehr entschieden. Genau diese Vielzahl führt immer mal wieder zu Erheiterung oder Stirnrunzeln.
Solche Geschichten auszugraben und einander zu erzählen, dazu regt also die „Feier-deinen-Namen“-Woche an: Woher kommt eigentlich unser Familienname? Warum haben mir meine Eltern genau diesen Namen gegeben? Welche Bedeutung steckt in meinem Namen? Und prägt mich diese am Ende? Was verbinde ich ganz persönlich mit dem einen oder anderen Namen?
Der amerikanische Hobby-Namensforscher Jerry Hill hatte 1997 die Idee zu dieser Namenswoche. Seit seiner Kindheit beschäftigte er sich mit allem, was mit Namen zu tun hat. Seine Idee schlägt allmählich Kreise oder besser: Trifft einen Nerv der Zeit. Es ist in, sich die Namen der Liebsten tätowieren zu lassen. Solche Namen gehen buchstäblich unter die Haut. Lebensmittelkonzerne bedrucken aktionsweise Getränkeflaschen und Schokocremegläser mit den unterschiedlichsten Namen oder personalisieren sie auf Wunsch.
Bedeutungsvolle Namen und deren Träger und Trägerinnen, davon ist auch die Bibel voll!
Eine Stelle aus dem Evangelium nach Johannes berührt mich dabei besonders: Maria von Magdala ist die Vertraute von Jesus. Und sie ist die erste, die den auferstandenen Christus trifft. Doch sie erkennt ihn nicht und denkt, er sei der Gärtner. Dann kommt dieser wunderbar dichte Moment: Sie wendet ihm anscheinend den Rücken zu. Und er ruft sie beim Namen: „Maria!“ Und genau jetzt erkennt sie seine wahre Persönlichkeit.
In einer Frauengruppe habe ich in Anlehnung daran vor vielen Jahren folgende Übung durchgeführt: Eine Person kehrte mir den Rücken zu. Ich sprach ihren Namen in ganz unterschiedlichen Lautstärken und Betonungen. Es blieb der Person überlassen, auf welchen Ruf sie reagieren und sich umdrehen würde. Diese Übung war sehr lehrreich: Wie rufe ich selbst andere Menschen? Auf welchen Klang, welche Betonung höre ich? Körperlich greifbar wurde mir in diesem Moment, was ich vom reinen Wissen her längst wusste: Den eigenen Namen zu hören macht einen Menschen erst zu einer Person! Nimmt diesen Menschen als einzigartig und unverwechselbar wahr.
Das allein erscheint mir ein mehr als ausreichender Grund, den eigenen Namen zu feiern!
Und wenn es hierzulande nicht gleich eine ganze Festwoche zum Namen sein muss – dann aber vielleicht die Feier des Namenstages: ein katholischer, mehr und mehr in Vergessenheit geratener Brauch. Er wird je an dem Gedenktag des persönlichen Namenspatrons oder der Namenspatronin gefeiert. Diese werden im Heiligenkalender der katholischen Kirche geführt. Ein solcher Namenstag bietet sich förmlich dazu an, einige Nachforschungen über den eigenen Namen anzustellen – oder sich einfach mal wieder zu erinnern. Viel Spaß dabei!