Nikolaus und die soziale Not
Wie die wohl morgens geguckt haben, diese drei Schwestern in der Geschichte vom heiligen Nikolaus. Da lagen doch tatsächlich, als sie aufwachten, Goldklumpen in ihren Zimmern, für jede Schwester einen. Ich stelle mir vor: Sie haben erst ganz ungläubig geguckt, und dann haben sie gejubelt und getanzt. Denn: Mit einem Schlag waren alle ihre Ängste und Sorgen vorbei. Sie mussten nicht Geld anschaffen für die Familie, als Prostituierte arbeiten. Jetzt konnten sie ein ganz normales Leben führen. Und es war der heilige Nikolaus, der ihnen das ermöglicht hat, so erzählt es die Geschichte. Er hat ihnen die Goldklumpen nachts heimlich in die Zimmer geworfen. Weil er ihre soziale Not gesehen – und dann gehandelt hat.
Heute sind es ja vor allem die Kinder, die sich morgens über Geschenke freuen, über Schokolade oder andere kleine Dinge, die in den Schuhen stecken. Und das ist eine wunderbare Tradition. Aber der Nikolaus, der heute am 6. Dezember gefeiert wird, ist nicht nur was für Kindergeschenke und –geschichten. Bei ihm geht es wirklich auch um große Sorgen und Nöte. Er wollte nicht einfach nur Menschen eine kleine Freude machen. Er hat Menschen geholfen, die in sozialer und finanzieller Not waren. Oder sogar am Verhungern. Eine andere Geschichte erzählt: Eine Hungersnot war über die Stadt gekommen, in der er Bischof war, die Menschen wurden schwach und krank. Als ein Schiff mit Getreide vor der Stadt anlegte, da überredete Bischof Nikolaus die Getreidehändler, von ihrer Ladung abzugeben, und er versprach: Euch wird trotzdem nichts an Ware fehlen. Und das war dann auch so, das Wunder einer Getreidevermehrung!
Wenn ich mich von diesem heiligen Nikolaus inspirieren lasse, dann gibt’s heute nicht nur Schokonikoläuse. Dann lade ich vielleicht am Frankfurter Hauptbahnhof mal wieder einen Bettler auf ein Sandwich ein. Oder ich überweise heute Abend eine Spende an Solwodi. Das ist eine Organisation, die sich dafür einsetzt, dass Frauen aus der Prostitution herauskommen. Goldklumpen kann ich nicht werfen – aber etwas abgeben, von dem, was ich habe.