Den Feind umarmen - Der Homberger Hacker
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Den Feind umarmen - Der Homberger Hacker

Andrea Seeger
Ein Beitrag von Andrea Seeger, Evangelische Theologin

Moderator/Moderatorin: Ein 20-jähriger Schüler aus Mittelhessen hat sich geärgert über Äußerungen von Politikern und wollte es ihnen heimzahlen. Also veröffentlichte er im Internet ihre Handynummern, Privatadressen, Kontodaten, geschäftliche Korrespondenz, private Fotos und Familien-Chats. Andrea Seeger von der evangelischen Kirche fragt sich, was aus dem jungen Mann nun wird. Und sie hat eine Idee. Dazu ihr hr1 Zuspruch.

Homberg an der Ohm ist eine kleine Stadt in Mittelhessen mit 7000 Einwohnern. Einer von ihnen hat jetzt die Republik kräftig aufgerüttelt. Ein 20-jähriger Schüler, Sohn eines Arztes, hat sensible Daten von bekannten Politikern, Journalisten, Satirikern, Schauspielern und Youtube-Stars  ins Netz gestellt – in Häppchen abrufbar ab dem 1. Dezember. Es gab Datentürchen zu öffnen wie in einem Adventskalender. Bevor er das aber tun konnte, hat God, wie er sich im Netz nannte, fleißig gesammelt. Der Homberger muss oft am Computer gesessen haben – in seinem Zimmer zu Hause bei seinen Eltern. Er erbeutete persönliche Informationen von insgesamt 950 Personen.  Ihm habe nicht gepasst, was sie gesagt haben. Einen politischen Hintergrund soll es nicht unbedingt geben, sagen die Ermittler. Es soll sich eher um die Unzufriedenheit eines Heranwachsenden handeln. Wie dem auch sei - er wird sich vor Gericht zu verantworten haben, denn er hat Menschen geschädigt. Aber was wird aus ihm? Es handelt sich um einen talentierten jungen Mann. Gut ist doch, wenn ich jemanden, der mir schaden wollte, für mich gewinne. Jesus hat seinen Freunden gesagt: „Segnet, die euch verfluchen.“ Wenn ich das Bundesamt für Sicherheit im Netz wäre, ich würde den jungen Mann engagieren. Wir brauchen doch das Wissen, wo die Löcher und Lücken in unserer Datenwelt zu finden sind und wie wir sie schließen können. Statt Leuten zu schaden, könnte dieser junge Hacker etwas Positives für die Gesellschaft tun. Dann würde sein Talent zum Segen. Den Versuch ist es wert.

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