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Anfang und Abschied segnen
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Anfang und Abschied segnen

Maike Westhelle
Ein Beitrag von Maike Westhelle, Evangelische Pfarrerin, Studienleiterin, Hofgeismar
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Jussufs Onkel gestorben. Alt und lebenssatt, wie man so schön sagt. Als es ernst wurde, war sein Neffe nochmal im Krankenhaus. Er hat den sterbenden Onkel besucht.  Er hat an seinem Bett um Verzeihung gebeten. Für alles, was schiefgelaufen sein mag. Wo es Streit gab oder Dinge nicht mehr ausgesprochen werden konnten. Das ist eine islamische Tradition. Viele besuchen den Sterbenden noch einmal. Jussuf möchte sich im Guten verabschieden.
Wenn der Tod dann unmittelbar bevorsteht, wird dem sterbenden Menschen das islamische Glaubensbekenntnis ins Ohr geflüstert – so wie man es auch bei der Geburt gemacht hat. Das verbindet Anfang und Ende des Lebens mit Gott.

Als Jussuf mir davon erzählt, bin ich angerührt. Was für eine schöne Tradition! Auch Christinnen und Christen gestalten den Abschied mit Gottes Wort. Kinder bekommen bei der Taufe einen Taufspruch aus der Bibel. Bei vielen Beerdigungen habe ich über den Taufspruch der Verstorbenen gepredigt. Meine katholische Großmutter hat jedes neugeborene Kind mit einem Kreuzzeichen gesegnet. Sterbende bekommen auch ein Kreuzzeichen als Segen auf die Stirn gezeichnet.
Das Kreuzzeichen ist selbst ein kurzes Glaubensbekenntnis: Es ist verbunden mit dem Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Es erinnert an die Taufe und daran, dass wir zu Gott gehören.

Auch sonst verbinde ich Anfang und Ende mit Gottes Segen. Martin Luther hat empfohlen, sich zu bekreuzigen. Wenn ich mich bekreuzige, dann fühle ich mich Gott nahe. Ich mache das am Anfang eines Gebetes oder vor dem zu Bett Gehen.
Für meine Patenkinder und meine Liebsten gibt es ein Kreuz auf die Stirn, wenn wir uns für längere Zeit verabschieden. So kann ich sie spüren lassen: „Gott ist mit dir!“ Oder wie es in der Bibel in einem Psalm heißt: „Gott behüte deinen Ausgang und Eingang.“

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