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Geschenkte Zeit
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Geschenkte Zeit

Jochen Straub
Ein Beitrag von Jochen Straub, Seelsorge für Menschen mit Behinderung im Bistum Limburg
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Es ist gut zu wissen, dass auf meinem Konto ein wenig Geld liegt. Ein Betrag, den ich nicht gleich morgen ausgeben will, aber von dem ich weiß: er ist da, steht mir zur Verfügung.

Eine Geschichte geht so: Ein Mann bekommt jeden Morgen von seiner Bank 86.400 Euro auf seinem Konto zur Verfügung gestellt. Er kann den gesamten Betrag an einem Tag ausgeben. Allerdings kann er nichts sparen. Was er nicht ausgegeben hat, verfällt. Aber jeden Morgen, wenn er aufwacht, eröffnet ihm die Bank ein neues Konto mit neuen 86.400 Euro für den kommenden Tag. Außerdem kann die Bank das Konto jederzeit ohne Vorwarnung schließen. Sie kann sagen: das Spiel ist aus. Was macht er dann?

Dieses Spiel ist Realität: Jeder von uns hat so eine magische Bank – die Zeit. Jeden Morgen bekommen wir 86.400 Sekunden Zeit und Leben für den Tag geschenkt. Was wir an diesem Tag nicht gelebt haben, ist verloren, für immer verloren. Aber jeden Morgen beginnt sich das Konto neu zu füllen. Was also machen wir mit unseren täglichen 86.400 Sekunden? Wie bewusst gehe ich mit meiner Zeit um?

Wenn ich auf den heutigen Tag schaue, habe ich schon einige Zeit verloren. Ich bin nicht achtsam mit meiner Zeit umgegangen. Sie ist einfach so weg, ohne dass ich merke, wohin. Das ist auch manchmal so. Aber ich habe heute noch einige Zeit vor mir: geschenkte Zeit und geschenktes Leben. Also mache ich etwas daraus: vielleicht gehe ich mal wieder spazieren. Oder doch eher ein gutes Abendessen und ein Glas Wein? Ein gutes Gespräch oder ein gutes Buch? Oder den Abendgottesdienst in meiner Pfarrei besuchen: das habe ich schon lange nicht mehr in der Woche gemacht… Sparen kann ich die Zeit nicht, ich kann sie nur mit vollen Händen ausgeben.

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