Neues und Altes
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Neues und Altes

Rolf Müller
Ein Beitrag von Rolf Müller, Pastoralreferent Pfarrei Mariä Himmelfahrt, Frankfurt

Meine Pfarrkirche im Frankfurter Westen hatte im letzten Weltkrieg fast alle ihre Fenster durch die Bombenangriffe verloren. Es waren schöne neugotische Fenster, sie stellten in bunten Szenen das Leben Mariens dar, von der Geburt der Gottesmutter bis zu ihrem Tod. Nur noch das Hauptfenster in der Mitte des Chorraumes mit der Krönung Mariens ist erhalten geblieben. Vor über zehn Jahren haben wir eine Spende bekommen, damit wir neue Fenster in den Chorraum einbauen können. Es gab große Diskussionen in unserer Gemeinde: Sollten wir die alten Fenster rekonstruieren? Oder sollten wir etwas ganz Neues ausprobieren und modern gestaltete Fensterbilder einsetzen lassen?

Wir haben uns dann für etwas Neues entschieden. Ein bekannter englischer Künstler hat uns abstrakte Glasbilder gestaltet. Sie greifen zwar die Themen und die Farben der alten Fenster auf, sind aber im Stil ganz anders als das alte Mittelfenster. Ich merke: So mancher Besucher ist erst mal leicht irritiert, wenn er in unsere Kirche kommt. „Alt und Neu, so dicht zusammen?“ – so oder so ähnlich habe ich schon manche Bemerkung gehört. Ich finde gerade das so gut gelungen in meiner Pfarrkirche. Denn was ich bei den Fenstern beobachten kann, das wünsche ich mir auch von der Gemeinschaft der Kirche insgesamt: Dass in ihr Altes und Neues zusammen kommt. Denn für mich ist die Kirche nicht nur ein Museum für alte Bräuche und Ansichten. Da braucht es öfter mal einen neuen Blick oder eine neue Ansicht drin. Gleichzeitig gibt es für mich aber auch vieles Gutes, was ich bewahren möchte. Das ist ja auch für viele Vereine, Gesellschaften und auch sogar für Familien wichtig.

Wenn Altes und Neues in einer Gemeinschaft einen Platz hat, dann fühlt sich das für mich richtig an. Alt und Neu zusammen – das macht für mich nicht nur eine Kirche lebendig und schön! Genau wie die alten und neuen Fenster nebeneinander in meiner Pfarrkirche.

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