Mauern zwischen Menschen
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Mauern zwischen Menschen

Bettina Pawlik
Ein Beitrag von Bettina Pawlik, Katholische Gemeindereferentin im Ruhestand

Als die Mauer zwischen die beiden deutschen Staaten in Berlin gebaut wurde, war ich noch ganz klein. Das war heute vor 57 Jahren. Als Jugendliche sah ich bei einem Ausflug in die Rhön zum ersten Mal die innerdeutsche Grenze. Ich war  entsetzt. Mit welchem Recht sperrte eine Regierung ihre Menschen ein? Die Menschen, die in den Dörfern lebten, die man da in der schönen  Landschaft liegen sah, die konnten nicht so reisen wie wir. Man konnte sehen, dass die Grenze schwer bewacht war. Es gab Drahtzäune, Wachtürme, Hunde und bewaffnete Soldaten. Als Studentin habe ich dann mal vor dem Brandenburger Tor gestanden. Das war wie ein Hohn: Das Tor war kein Durchgang, sondern eine Grenze!

Heute ist die Mauer Geschichte, gefallen durch den Willen des Volkes. Was für ein Glück, dass es bei diesem Mauerfall kein Blutvergießen gegeben hat!  Und alle, die jünger sind als 30 Jahre, kennen die Mauer nur von Bildern und aus Erzählungen. Aber ich weiß noch sehr gut, wie bedrückend das Gefühl war - da gibt es eine Grenze, die ist für viele Menschen unüberwindlich.

Darum kann ich wirklich nicht verstehen, warum es in unserem Land plötzlich wieder Menschen gibt, die nach Grenzen rufen. Diesmal geht es nicht darum, Menschen einzuschließen. Man will Menschen daran hindern, zu uns hereinzukommen. Menschen, die auf der Flucht vor Krieg und Gewalt sind. Oder solche, die für sich und ihre Kinder ein besseres Leben suchen. Sicher muss die Migration in unserer Zeit in geordneten Bahnen gelenkt werden. Als Christin denke ich da an das Wort Jesu aus dem Evangelium: „Ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen“ (Mt 25,35) Das muss für mich gelten und für alle anderen Christen auch.

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