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Manche Bilder sind zu eng
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Manche Bilder sind zu eng

Maike Westhelle
Ein Beitrag von Maike Westhelle, Evangelische Pfarrerin, Studienleiterin, Hofgeismar
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Elsa ist politisch interessiert, eine Feministin und überzeugte Christin. Wir kommen immer wieder ins Diskutieren – erst vor ein paar Tagen wieder.

Es ging um die Frage, ob Gott wohl ein Mann sei. „Du meinst, so ein alter Mann mit Bart und Brille, der über den Wolken schwebt?“, fragte ich ungläubig.

Nein!, so natürlich nicht! Elsa kennt sich viel zu gut aus, um an dieses alte Bild zu glauben.

Natürlich stellt sie sich Gott nicht so vor. Dennoch–wird uns Gott als Mann vor Augen gestellt. Elsa redet sich richtig in Rage: Ständig ist von Gott als Vater die Rede; Jesus ist jawohl eindeutig ein Mann; und sie hätte noch nie irgendjemand „Göttin“ statt Gott sagen hören. Ganz offensichtlich gehe es doch wohl bei allen wichtigen Texten nur um Männer. Und wenn ich als Pfarrerin etwas anderes sagen würde, dann wäre ich meinen Job wohl bald los.

Hui – so wie Elsa redet, ist ordentlich Wut dahinter. Ich versuche erstmal, sie zu beruhigen. Dazu zitiere ich eine bekannte Bibelstelle zum Thema

„Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde und Gott schuf sie als Mann und Frau“

Ganz eindeutig wird da gesagt, dass Gott eben weder Mann noch Frau ist. Sondern – und ich finde, das ist eine gute Nachricht! – Gott vereint in sich männliche und weibliche Aspekte. Und das sage ich auch in der Kirche: „Im Namen Gottes, Vater wie Mutter“ zum Beispiel. Für solche Sätze wird man bei uns bestimmt nicht rausgeworfen. Im Gegenteil. Die Vielfalt der Gottesbilder wird in unseren Kirchen geschätzt und wir dürfen getrost unsere eigenen Bilder haben!

Elsa ist mit all dem nur so halb zufrieden. „Dann sag doch einfach mal Göttin in der Kirche“.

Zugegeben – für mich klingt das ungewohnt. Aber wenn es Elsa und anderen so wichtig ist… Ich werde es wohl mal üben – und vielleicht probieren Sie auch neue Bilder aus

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