Weggefährten
Bildquelle Pixabay

Weggefährten

Gudrun Olschewski
Ein Beitrag von Gudrun Olschewski, Evangelische Pfarrerin, Pfungstadt

Auf geraden Wegen komme ich gut voran, weil ich weiß, wohin es geht. Die Abzweigungen sind gut beschildert. Ich brauche nicht lange zu überlegen, ob ich links oder rechts herum muss. Ich sehe auf einen Blick, wohin mich welcher Weg führt, kann mich kaum verlaufen. Und ich weiß, dass ich mein Ziel erreiche.
Manchmal sind die Lebenswege aber auch ganz anders. Da geht es auf und ab.
Ich kann nicht erkennen, was hinter der nächsten Weggabelung auf mich wartet.
Felsen versperren mir die Sicht. An einer Kreuzung muss ich mich entscheiden:
Gehe ich rechts oder links herum? Und da steht kein Schild, das mir sagt, wo ich am Ende lande.
Manchmal kommt auf den Lebenswegen ganz unerwartet Nebel auf. Ich kann nur noch wenige Meter überschauen. Bin ich überhaupt noch auf dem richtigen Weg?
In solchen Situationen kann ich ohne Hilfe leicht verloren gehen. Gut ist es, wenn ich einen Weggefährten finde; einen Menschen, der, warum auch immer, im Augenblick weiter sehen kann als ich. Vielleicht, weil er diesen Weg selbst schon einmal gegangen ist. Vielleicht, weil er den Überblick behält, während ich vor Panik gar nicht mehr gerade aus schauen kann; einen Menschen, der mich ein Stück meines Weges begleitet und mich auch mal an die Hand nimmt, wo es nötig ist.
Ich glaube, dass mir solche Menschen geschickt werden. Das geschieht von Zeit zu Zeit, wenn ich es brauche. Da taucht jemand im richtigen Moment auf, findet die nötigen Worte und zeigt mir den Weg, auf dem es weitergeht.
Für mich erfüllt sich dadurch etwas von dem, was Gott mir bei meiner Taufe zugesagt hat: „Ich werde dich auf deinem Lebensweg begleiten. Darauf kannst du dich verlassen.“
Gott begleitet mich auf meinem Weg, manchmal ohne dass ich mir dessen bewusst bin. Hinterher merke ich: Da hat Gott mir Hilfe geschickt.

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren