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Die Berliner Luftbrücke
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Die Berliner Luftbrücke

Prof. Dr. Martin Hein
Ein Beitrag von Prof. Dr. Martin Hein, Bischof em. Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Kassel
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Heute vor genau siebzig Jahren, am 26. Juni 1948, starten von Frankfurt und Wiesbaden aus die ersten amerikanischen Transportflugzeuge zum Berliner Flughafen Tempelhof. Sie sollten die Berliner Bevölkerung in den drei westlichen Sektoren mit Lebensmitteln und lebenswichtigen Rohstoffen versorgen. Was war der Anlass zu diesem gigantischen Unternehmen, das über ein Jahr bis zum September 1949 andauerte und für das rund 278.000 Flüge der Amerikaner und Briten nach Tempelhof gezählt wurden?

Die Sowjetische Besatzungsmacht hatte als Reaktion auf die Währungsreform in Westdeutschland am 24. Juni sämtliche Versorgungswege nach West-Berlin unterbrochen. Die Bevölkerung, immerhin zwei Millionen Menschen, sollte in Geiselhaft genommen werden. Allerdings besaßen die Alliierten das ungehinderte Recht eines Zugangs nach Berlin auf dem Luftweg. Und so kam es zu der aberwitzig erscheinenden Idee, die Menschen in den drei westlichen Sektoren mit Flugzeugen zu versorgen. So recht glaubten nur wenige an den Erfolg des Unternehmens, das unter dem Namen „Luftbrücke“ bekannt wurde. Aber es gelang. Die liebevoll „Rosinenbomber“ genannten Transportflugzeuge schafften das Unmögliche: West-Berlin konnte überleben. Am 12. Mai 1949 brachen die Sowjets die Blockade ergebnislos ab.

Wer heute in Berlin lebt oder in die Hauptstadt fährt, kann sich nicht mehr vorstellen, unter welchen Bedingungen die Menschen in den drei westlichen Sektoren ausharren mussten und was für sie diese humanitäre Hilfsaktion bedeutete. Gerade in einer Zeit, in der unsere Sympathie für die USA angesichts eines völlig unberechenbaren Präsidenten zu bröckeln beginnt, ist es wichtig, sich daran zu erinnern, wie sich Amerikaner und Briten für die Freiheit und das Überleben der Stadt eingesetzt haben. Und das alles gerade mal drei Jahre nach dem Ende eines furchtbaren Krieges, der – von Deutschland ausgehend – Abermillionen Menschenleben gekostet hatte.

„Liebet eure Feinde“, sagt Jesus in der Bergpredigt. Wenn Sie mich fragen, ob so etwas überhaupt möglich ist, dann sage ich: Ja, das geht tatsächlich! Und nenne als ein Beispiel die Berliner Luftbrücke, die gestern vor siebzig Jahren begann.

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