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Fronleichnam
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Fronleichnam

Bernd Spriestersbach
Ein Beitrag von Bernd Spriestersbach, Evangelischer Pfarrer, Fulda
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Christus ist da – und ich nicht allein unterwegs.

„Flurgönder“ gibt es heute in Fulda. An Fronleichnam. Die fuldische Spezialität ist ein roher, geräucherter Schwartenmagen in Blasenform. Gegart zusammen mit Bandnudeln wird er gegessen. Nach dem Wallen.

„Flurgönder“ gab es in meiner Heimat im Taunus nicht. Aber den Fronleichnamstag. Als Kind habe ich sie bestaunt, die Teppiche aus leuchtenden Blütenblättern, die die Hauptstraße in unserem Städtchen schmückten. Vor jedem 2. Haus waren liebevoll Blumen dekoriert und arrangiert. Was das bedeutet, konnte mir meine evangelische Familie nicht sagen. „Die Katholischen machen das halt so.“

Heute lebe ich in Fulda. Wieder gibt es Blumenteppiche. Und eine Prozession. Eine der größten in Hessen. Mit Fahnen, Musik und der Monstranz mit der Hostie ziehen die katholischen Christen durch die Innenstadt. Die Straßen geschmückt mit frischem Birkengrün und weiß-gelben Fahnen.

Fronleichnam. Das Wort kommt vom mittelhochdeutschen ‚vrónlicham‘. Was „Herrenleib“ bedeutet. Gefeiert wird die Gegenwart Christi in der Eucharistie, im Abendmahl. Ein Erinnerungsfest ist es. Der Gläubige soll wissen: Hier ist dein Gott. Wenn du das Abendmahlsbrot isst, kommt Gott dir nah. Hier kannst du ihn schmecken. Spüren. Sicher sein, dass Christus da ist.

Die Prozession ist zugleich ein Bild für das christliche Leben. Wie das ‚Wallen‘ ist es. Ein Wandern durch die Zeit. Mit dem großen Ziel, zu Gott heimzukehren.

Das verstehe auch ich als Evangelischer. Wir sind unterwegs durch unser Leben. Wie bei der Prozession. Und wir sind nicht allein. Sondern Christus ist dabei. Im Abendmahl wird es mir zugesagt. Und erfahrbar gemacht. Das darf ich glauben. Auch wenn ich nicht mit Fronleichnam feiere. Und der „Flurgönder“ schmeckt auch mir Evangelischem.

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