Du meine Seele singe
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Du meine Seele singe

Bettina Pawlik
Ein Beitrag von Bettina Pawlik, Katholische Gemeindereferentin im Ruhestand

Vor einigen Wochen war ich als katholische Christin einmal im evangelischen Gottesdienst. Der hat mit einem Lied angefangen, das habe ich bisher noch nicht gekannt – aber es hat mir ausgesprochen gut gefallen. Es war der Choral: „Du meine Seele singe.“ Der Text stammt von dem berühmten Dichter Paul Gerhardt, der auch andere bekannten Lieder gedichtet hat: „Ich steh an deiner Krippen hier“ und „Nun ruhen alle Wälder“.

Schon die erste Zeile hat mich zum Nachdenken gebracht. „Du meine Seele singe!“ Es ist eine Aufforderung an die eigene Seele, Gott ein Loblied zu singen. Das ist uns doch ziemlich fremd, mit der eigenen Seele zu sprechen. Aber da ist mir eingefallen: Im Gebetbuch der Bibel, den Psalmen kommt das öfter vor. Tatsächlich ist das Lied  von Paul Gerhardt eine Nachdichtung des 146. Psalms. Der beginnt so: „Lobe den Herrn, meine Seele.“ Dann sind mir noch einige anderes Psalmenworte eingefallen: „Meine Seele, warum bist du betrübt und bist so unruhig in mir?“ (Ps 42,6) Oder: „Wach auf, meine Seele“ (PS 108,2). Wer oder was ist das eigentlich, diese Seele? Und wieso kann der Beter mit ihr sprechen? Ich finde, das sind spannende Fragen.

In früheren Jahrhunderten hat man unter Seele die Lebenskraft oder den Lebensatem verstanden. Einige glaubten auch, die Seele sei ein Wesen, das im Körper des Menschen gefangen ist. Daher kommt auch die Aussage: Wenn der Mensch stirbt, wird der Leib begraben, aber die Seele kommt in den Himmel. Heute denkt man sich eher den Menschen als eine Einheit von Leib und Seele. Und wir wissen: Wenn die Seele krank wird, leidet auch der Körper und umgekehrt.
Das Lied „Du meine Seele singe“ hat mir einen Anstoß gegeben. Ich will mehr über mich und meine Seele nachdenken. Vielleicht tut es ihr gut, wenn ich auch mal zu ihr spreche: „Meine Seele, wie geht es dir?“

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