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Die Rechte der Frauen
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Die Rechte der Frauen

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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„Damenwahl“ heißt die aktuelle Ausstellung im Frankfurter Historischen Museum und wer dabei an Tanzstunde denkt, liegt völlig falsch. Es geht um das Frauenwahlrecht. Das ist nämlich in Deutschland vor 100 Jahren eingeführt worden.

Warum erst 1918? Weil man Frauen weniger zugetraut hat, sie für weniger intelligent hielt?  Über solche Theorien schütteln wir heute den Kopf.

Dabei ist es auf vielen Gebieten und in vielen Ländern nicht weit her mit der Gleichberechtigung und den Rechten von Frauen. Gerade erst hat der neugewählte brasilianische Präsident Jair Bolsonaro in einem seiner ersten Interviews nach der Wahl klargestellt: Ihm fiele es natürlich nicht ein, Frauen die gleichen Gehälter zu zahlen wie Männern, und wenn sie noch so gut seien. Das ist bei jemandem, der mit jeder Menge sexistischer Sprüche im Wahlkampf gepunktet hat, nicht verwunderlich. Ich staune allerdings, wie viele weibliche Anhängerinnen er hat.

100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland: das ist ein Grund zum Feiern und auch Gelegenheit, sich dankbar an die Frauen zu erinnern, die damals, vor hundert Jahren, einiges riskiert haben.

Manche dieser Vorkämpferinnen kann man in der Ausstellung besser kennen lernen: Frauen wie Helene Lange zum Beispiel. Sie gründeten Frauenvereine, haben Hymnen umgedichtet und auf Frauenversammlungen über die Urteile und Vorurteile diskutiert, die den Frauen damals das Leben schwer machten. Das hört sich fast konspirativ an. Andere, wie Berta Pappenheim, haben eher im Sozialen gewirkt und zum Beispiel Kindergärten und Mädchenwohnheime gegründet und damals schon die sexuelle Ausbeutung angeprangert.

Und einige Politikerinnen, die sich in der Ausstellung finden, sind sogar ziemlich aktuell. An Elisabeth Schwarzhaupt etwa, die erste Ministerin im Nachkriegsdeutschland, werden sich noch einige erinnern, und erst recht an Rita Süssmuth, die heute 81 ist und die lange Jahre Bundestagspräsidentin war.

Bis vor 13 Jahren konnte man sich auch keine Bundeskanzlerin vorstellen, jetzt fragen manche Kinder, die ja nur mit Kanzlerin Angela Merkel aufgewachsen sind, erstaunt, ob denn auch Männer Kanzlerin werden könnten. So ändern sich die Zeiten.

Weiterhin heikel und schwierig dagegen bleibt das Thema Frauen und Kirche, zumal in der katholischen Kirche. Frauen in Ämtern, als Priesterinnen? Da scheint sich wenig zu bewegen, auf den ersten Blick. Tatsächlich wird derzeit wieder heftiger darüber diskutiert.

Jesus jedenfalls, das lesen wir in der Bibel, ist den Frauen damals mit großer Wertschätzung begegnet. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott selbst diskriminierend, ja sexistisch sein könnte. Was ist denn das für ein Gottesbild?!

Immer mehr Frauen schließen sich heute in Netzwerken zusammen, damit sich Kirche verändert. Wer weiß, vielleicht ist ja das Thema „Frauenämter und Kirche“ auch mal ein Fall fürs Museum – aber bitte nicht erst in hundert Jahren!

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