Mein Vater in der Bank
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Mein Vater in der Bank

Alexander Matschak
Ein Beitrag von Alexander Matschak, Medienkoordinator des Bistums Mainz

Jedes Mal, wenn ich daran denke, gibt mir dieses Bild wieder einen schmerzhaften Stich. Jedes Mal, wenn wir ein Familienfest mit Gottesdienst haben. Es war erst vor wenigen Wochen, bei der Erstkommunion meiner Tochter. An den Stufen vor dem Altar stehen viele Menschen, die die heilige Kommunion empfangen wollen. Auch aus meiner Familie sind alle aufgestanden und gehen Richtung Altar. Nur mein Vater bleibt alleine in der Bank sitzen. Er ist evangelisch, in einem katholischen Gottesdienst darf er die Kommunion nicht empfangen. Und so ist das schon immer gewesen: Ob an Weihnachten oder an Ostern. Oder an meiner Hochzeit oder an der meiner Schwester: Mein Vater sitzt alleine in der Bank.

Dieses Bild meines Vaters in der Kirchenbank: Das führt mir deutlich vor Augen, was katholische und evangelische Christen trennt. Ein gemeinsames Abendmahl, eine gemeinsamer Empfang der Eucharistie ist von katholischer Seite immer noch nicht möglich. Theologen streiten da schon seit Jahrzehnten drüber. Viele Menschen sehen darin allerdings kein großes Problem: vielmehr wünschen sie es sich von Herzen. Gerade in Familien mit unterschiedlichen Konfessionen.

Aber nun gibt es erste Schritte in diese Richtung, Gott sei Dank. Denn zu diesem Thema erarbeiten die katholischen Bischöfe in Deutschland gerade eine so genannte Pastorale Handreichung. Darin wird gesagt: In Ehen, in denen eine Partner katholisch und der andere evangelisch ist, dürfen die Partner beide die Eucharistie empfangen. Unter Auflagen, nach intensiven Gesprächen mit einem Seelsorger. Ich habe immer gedacht: Na, so viele Ehepaare wird das nicht betreffen. Da habe ich mich aber sehr geirrt. In 40 Prozent der kirchlich geschlossenen Ehen in Deutschland gehören die Partner unterschiedlichen Konfessionen an.

Und wie es bei Glaubensdingen so ist: Es hat Kritik an dieser Pastoralen Handreichung gegeben. Den einen geht sie nicht weit genug. Sie fragen: Warum laden die Bischöfe nicht einfach alle Christen zum gemeinsamen Eucharistieempfang ein? Die anderen fürchten sich und sagen: Da geben wir klare katholische Positionen auf! Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat dazu etwas sehr Kluges geschrieben, finde ich. Er schrieb: „Ist es nicht allemal besser, Menschen zu eigenen, im Gebet und Gespräch gereiften Entscheidungen zu begleiten, als einerseits einfach zu verbieten, ohne sich der Situation zu stellen, oder andererseits einfach nicht genau hinschauen zu wollen?“

Ich bin froh: Endlich ist dieses Thema etwas in Bewegung gekommen. Und ich freue mich auf den Tag, an dem mein Vater nicht in der Bank sitzen bleibt, sondern mit uns allen vorne zur Kommunion geht.

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