Schwierige Straßen und schöne Ziele – Was hilft in der Krise?
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Schwierige Straßen und schöne Ziele – Was hilft in der Krise?

Charlotte von Winterfeld
Ein Beitrag von Charlotte von Winterfeld, Evangelische Pfarrerin, Frankfurt

Eine schmale Straße schlängelt sich durch die Hügel. Viele Kurven, gefährliche Abhänge mal rechts, mal links. Gegenverkehr wäre fatal. Das Ende der Straße ist nicht in Sicht. Weit hinten der Himmel, der inmitten der dunklen Regenwolken etwas aufklart. Das alles sieht man auf einem Foto, das aktuelle Lieblingsbild meines Studienfreundes Christoph. Auf dem Bild steht der Satz: „Schwierige Wege führen zu besonders schönen Orten.“ Menschen, die wandern, wissen das. Aber es gilt auch im übertragenen Sinn. Dass „schwierige Wege oft zu schönen Zielen führen“, ist Christophs Hoffnung für die nächste Zeit.
Christoph hat harte Zeiten hinter sich. Seine Ehe ist zerbrochen. Seinen kleinen Sohn kann er nur einmal die Woche nachmittags sehen und manchmal am Wochenende. Dabei vermisst er ihn unendlich. Christoph hat sich extra einen Job und eine Wohnung in der Nähe gesucht, damit er so oft wie möglich Zeit mit seinem Sohn verbringen kann. So hat er sich seinen Lebensweg nicht erträumt.
Schwierige Straßen führen oft zu schönen Zielen. Als Christoph diesen Spruch als Motto gewählt hat, habe ich mich gefreut. Ich glaube, er ist jetzt aus dem allertiefsten Tief hinaus. Ich finde, er macht es gut. Er arrangiert sich mit der neuen Situation und macht das Beste draus. Und er kämpft und gibt nicht auf, wenn es um seinen Sohn geht. Er ist bei jeder Kindergartenfeier und bei jedem Elternabend und bei jedem Bastelnachmittag dabei. Wenn er jetzt mit seinem Sohn zusammen ist, dann genießt er die Zeit viel bewusster als früher. Klar, dass es anders schöner wäre, ohne die Trennung und Scheidung. Aber so kann es auch gut werden. Ganz anders als gedacht, aber eben auf eine besondere Weise auch schön.
Ich habe mich gefragt, was mir hilft, wenn ich gerade auf einem schwierigen Weg unterwegs bin. Mein Motto ist ein Satz aus der Bibel, der mir gut tut. „Alle Sorge werft auf Gott, denn Gott sorgt für euch.“ (1.Petrusbrief 5,7). Sorgen gibt es in jedem Leben. Wichtig ist, dass Gott mich in solchen Phasen des Lebens nicht allein lässt. Damit ich die Hoffnung nicht aufgebe. Das kapiere ich oft erst im Rückblick. Christoph geht’s ähnlich. Erst war er richtig fertig mit Gott und der Welt. Dann hat er plötzlich alte Freundschaften neu entdeckt oder ganz neue Freunde gefunden. Bei der Familie eines Arbeitskollegen durfte er ein paar Monate wohnen, einfach so. Dort hat er täglich unkompliziert Unterstützung bekommen, wenn es ihm dreckig ging. Ein alter Schulfreund hat mit ihm dann die neu gefundene kleine Wohnung gestrichen und renoviert, nach zehn Jahren ohne Kontakt. Mit ihm geht er jetzt einmal in der Woche ins Fitness-Studio. Christoph sagt im Rückblick: „Gott hat mir ein paar Schubse in die richtige Richtung gegeben. Er hat mich vor zu viel Selbstmitleid bewahrt. Jetzt geht’s wieder aufwärts.“ Auch schwierige Wege führen eben zu schönen Orten.

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