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Immaculata conceptio
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Immaculata conceptio

Diplom-Theologin Doris Meyer-Ahlen
Ein Beitrag von Diplom-Theologin Doris Meyer-Ahlen, Referentin für Familien- und Beziehungspastoral, Fulda
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Von Zeit zu Zeit passiert mir das: Ich höre Worte, die augenscheinlich deutsche Wörter sind – also eine Sprache, die ich sehr gut kenne. Aber was damit eigentlich gemeint ist, bleibt mir zunächst verborgen. Manchmal ist es so mit Gesetzestexten. Oder in sehr speziellen politischen Debatten.

Morgen feiert die katholische Kirche das „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“. Das ist auch so ein Wortungetüm, das in unserer Alltagssprache nicht vorkommt. Hoch verdichtete theologische Sprache. Irgendetwas Magisches, weit entferntes Unnatürliches könnte damit gemeint sein. Etwas, was nichts mit mir zu tun hat. Was soll das sein? „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“ Was für eine Aussage wird dort eigentlich getroffen?

Ich meine, im Grunde ist die Aussage dieses Festes das, was den christlichen Glauben als Ganzes ausmacht: die unverbrüchliche Zusage Gottes an mich, dass die allerletzte Grenze des menschlichen Lebens für mich nicht mehr gelten soll. Das gilt in ganz besonderer Weise von Beginn an für Maria: Maria war ein einzigartiger Mensch, der von Gott für etwas ganz Außergewöhnliches erwählt wurde: den Sohn Gottes zur Welt zu bringen. Auch ich wurde erwählt: zum Christsein.

Leben wird geschenkt: In jeder Geburt ereignet sich etwas unbegreiflich Neues. Und im christlichen Glauben ist zusagt, dass dieses Geschenk am Ende des persönlichen Lebens nochmals von Gott geschenkt wird: ein Leben, dass keine Grenzen mehr kennt, ist mir zugesagt ist. Die Summe all dessen, was ich mir wünsche.

Wie das genau aussieht, das weiß ich nicht. Aber am morgigen Fest kann ich feiern, dass ich auf das Ewige Leben fest vertrauen darf und dass dieses Vertrauen mein Leben und Handeln jetzt schon prägt. Ewiges Leben beginnt im Hier und Jetzt im Handeln im Vertrauen auf die Liebe Gottes – dazu bin ich erwählt. Und die Erwählung Gottes kennt keine Grenzen. Sie gilt allen, die sich ihm öffnen.

So hat es auch seinen Sinn, dass am Beginn eines neuen Kirchenjahres dieses Fest als erstes Hochfest der Kirche gefeiert wird. Es kann eine wirkliche Vorbereitung auf das sein kann, was dann die Weihnachtsbotschaft in einem anderen Akzent beinhaltet. So wünsche ich Ihnen und mir auch schon für morgen: frohes Fest!

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