Wen lad' ich zum Geburtstag ein?
Ich hatte in diesem Jahr einen runden Geburtstag, und ich hab ihn groß gefeiert. Was ich am schwersten fand: die Einladungsliste. Da gibt es Leute, die gehören da ganz selbstverständlich drauf, Familie und enge Freunde und Freundinnen. Aber dann wird es schon schwierig: Wenn ich die Freundin aus dem Chor einlade, muss ich ja auch die anderen Chormitglieder einladen? Sonst sind sie am Ende noch beleidigt. Eigentlich habe ich keine Lust, dieses Ehepaar einzuladen. Aber wir sind auch immer bei denen eingeladen, muss ich das dann nicht auch tun? Und es stellen sich auch noch andere Fragen dieser Art. Eigentlich bin ich immer der Meinung: wenn ich mich schon zu einer großen Feier entschließe, dann aber auch richtig. Zieh den Kreis nicht zu klein – wie es in einem Kirchenlied heißt.
Heute wird in den katholischen Gottesdiensten ein Text aus dem Lukasevangelium gelesen. Da heißt es: „In jener Zeit sprach Jesus zu einem der führenden Pharisäer, der ihn zum Essen eingeladen hatte: Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst, so lade nicht deine Freunde oder deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein; sonst laden auch sie dich ein, und damit ist dir wieder alles vergolten. Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein. Du wirst selig sein, denn sie können es dir nicht vergelten.“ (Lukas 14,12-14)
Das ist natürlich eine steile Vorgabe. Ich habe mich nicht daran gehalten. Ich kann mich rausreden: Das war ja ein besonderes Fest, keine einfache Essenseinladung. Und ich hab ja auch was gespendet aus diesem Anlass, für einen guten Zweck. Aber trotzdem bleibt der Stachel. Und ich werde vermutlich auch bei der nächsten Feier nicht einfach irgendwelche Arme, Krüppel, Lahme und Blinde einladen. Aber trotzdem beschäftigen mich diese Worte Jesu. Denn er macht mir klar: Es geht nicht um Berechnung: Auf Einladung folgt Gegeneinladung. Ich lade wichtige Leute ein, das hilft der Karriere. Wenn die mich nicht eingeladen hat, lad ich sie auch nicht ein. Und so weiter.
Nein, ich will feiern, weil es mir Spaß macht, mit den Menschen, die mir wichtig sind. Und ich will nicht aufrechnen und vergelten. Das sagt mir der Bibeltext. Und das finde ich gut so.