Reformationstag

Reformationstag

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

Der letzte Tag im Oktober - Reformationstag. 2017 hatten wir alle frei. Heute, am fünfhundertundersten Reformationstag, gehören wir Hessen zur deutschen Minderheit, die wieder arbeiten muss. Die Menschen in den neuen Ländern haben seit der deutschen Wiedervereinigung einen freien Reformationstag. Das große Jubiläum in letzten Jahr hat mit dazu beigetragen, dass auch die Bundesländer im Norden den Reformationsfeiertag wieder eingeführt haben. Auch die Menschen in Bremen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg haben heute frei. 

„Die im Norden haben doch so wie so weniger Feiertage als zum Beispiel die Bayern.“, werden manche sagen, „das ist das doch nur gerecht“. Geht’s wirklich nur um freie Tage und weniger Arbeit? Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall findet das schon. Dort heißt es: „Milliarden kostet es unsere Wirtschaft, wenn alle Arbeitnehmer einen Tag mehr frei haben“.

Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung rechnet anders: „Je einheitlicher die gesetzlichen Feiertage sind, desto besser können berufstätige Menschen Zeit mit ihren Familien verbringen. Das macht sie ausgeglichener, gesünder und leistungsfähiger. Einen zusätzlichen Feiertag können wir uns leisten.“

Ich meine, wir sollten uns das auch aus religiösen Gründen leisten. Es ist gut, jedes Jahr einmal an das zu erinnern, was die Reformation angestoßen hat und heute unsere Gesellschaft mitbestimmt. Der Reformationstag ist auch ein „Denkmal in der Zeit“. So hat Aleida Assmann die Feiertage genannt. Die Wissenschaftlerin hat vor zwei Wochen den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels bekommen.

Für mich ist er ein Denkmal für die Gnade, aus der wir leben: „Denk mal wieder an die Gnade, auch wenn es oft so aussieht, als käme es nur auf das an, was du leisten kannst.“ Ein Denkmal für die Freiheit kann er sein: „Denk mal wieder an die Freiheit, deinen Weg selbstbestimmt zu gehen. Nur nach Gottes Wort sollst du dich richten. Und denk mal wieder an gute, menschenfreundliche Bildung, die für alle Menschen so wichtig ist. Wenn ich innehalte am Reformationstag, dann gebe ich den Ideen der Reformation Zeit, Raum und Gelegenheit, in mir nachzuwirken, dankbar und selbstkritisch.

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