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Endspurt: Am Sonntag ist Wahlsonntag
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Endspurt: Am Sonntag ist Wahlsonntag

Prof. Dr. Markus Tomberg
Ein Beitrag von Prof. Dr. Markus Tomberg, Professor für katholische Religionspädagogik, Fulda und Marburg
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Noch vier Tage. Dann haben wir die Wahl. Und diesmal geht es nicht nur um eine neue Landesregierung, um die Zusammensetzung des Landesparlaments. Diesmal geht es um Leben und Tod. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn zusammen mit der Landtagswahl findet die Volksabstimmung über gleich 15 Verfassungsänderungen statt. Darunter der Anachronismus des deutschen Verfassungsrechts schlechthin: Auch in Hessen soll die Todesstrafe aus der Verfassung gestrichen werden – gültig sind die hessischen Artikel wegen des Verbots der Todesstrafe im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ja schon längst nicht mehr.
Wenn deshalb am kommenden Sonntag die Abschaffung der Todesstrafe zur Abstimmung steht – ändern wird sich da unabhängig vom Ausgang der Abstimmung gar nichts. Bei den anderen Abstimmungen sieht das anders aus. Die Staatsziele, um die es geht, zum Beispiel geben dem politischen Handeln die Richtung vor. Die Abstimmungen am kommenden Wochenende – in ihnen geht es um etwas. Ein wenig um Leben und Tod. Aber vor allem um unseren Alltag. Wahlen sind ein Hochfest der Demokratie. Wir entscheiden. Gemeinsam. Und während das Votum zur Todesstrafe vor allem daran erinnert, welche Gewalt einem Staat zukommt und wie behutsam damit umzugehen ist, zeigen die anderen Abstimmungen: Die Art und Weise, wie wir unser Zusammenleben gestalten wollen, hängt von uns ab. Wir haben die Wahl. Wir tragen die Verantwortung.
Wahl und Verantwortung – schon die Bibel weiß um diesen Zusammenhang. Und sie macht deutlich: Es geht nicht nur um uns, ums Jetzt und Hier. Es geht immer auch ums Ganze. „Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle also das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen.“ (Dtn 30,19) So steht es im Buch Deuteronomium, dem fünften Buch Mose: Jede Wahl betrifft und beeinflusst uns und die Zukunft – auch die der Menschen, die nach uns leben werden. Wählen und sich für Wege zum Leben für alle zu entscheiden: Das ist keine leichte Sache. Manchmal geht es sogar ans Eingemachte. Aber wie könnte es auch anders sein? Es geht immer um Leben und Tod – wenigstens ein bisschen.

 

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