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Entspannung beim Abspann...
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Entspannung beim Abspann...

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Ein guter Freund aus der Nachbarschaft und ich, wir sind oft „ein Herz und eine Seele“. In einer Situation haben wir aber festgestellt, dass wir offenbar von verschiedenen Planeten abstammen: als wir mal zusammen ins Kino gegangen sind. Genauer: als nach dem Film der Abspann begann. Denn bei mir setzt dann immer der Reflex aus Schulzeiten ein, wenn am Ende der letzten Stunde die Klingel schrillte: Ich springe sofort auf und möchte ins Freie. Er dagegen reagiert in dieser Situation – gar nicht.

Seelenruhig bleibt er sitzen, wenn um ihn herum Klappsessel-Sitzflächen nach oben schnellen. Und praktisch alle anderen Besucher den Saal verlassen. Er schaut sich noch den Abspann an. Und zwar konsequent bis zum letzten Lichtgeflacker auf der Leinwand. Das hat zu Beginn unserer Freundschaft für Diskussionen gesorgt – aber dann haben wir uns arrangiert: Ich gehe schon nach draußen und er harrt noch im Kinosaal-Halbdunkel aus.

Als wir aber vor kurzem mal wieder zusammen im Kino waren, bin ich spontan auch einfach mal sitzen geblieben: bis zum Ende des Abspanns, wenn nüchterne Copyright-Hinweise die Leinwand für sich alleine haben. Plötzlich habe ich gespürt: Der gerade gesehene Film ist noch einmal vor meinem inneren Auge vorbeigezogen. Und ich habe mich gleichzeitig inspiriert und entspannt gefühlt.

Ich habe zwar nicht vor, von nun an wirklich jeden Abspann anzuschauen. Das widerspricht einfach doch zu sehr meiner Mentalität. Aber ich denke, es tut mir gut, mit einer Portion Filmabspann-Geduld durch den Alltag zu gehen. Indem ich schöne Erlebnisse, etwa ein gutes Gespräch, wirklich ausklingen lasse und nicht gleich weiterhetze. Und ich weiß außerdem inzwischen: Wenn ich ab und zu beim Filmabspann-Schauen Geduld zeige, kann ich durchaus belohnt werden. Beim Abspann der Filmkomödie „Die nackte Kanone 2 1/2“ heißt es etwa am Schluss augenzwinkernd: „Wenn Sie zu Beginn des Abspanns gegangen wären, könnten Sie längst zuhause sein." Und genau das ist eben nur die halbe Wahrheit. Denn wenn man gegangen wäre, hätte man ja einen amüsanten Schluss-Gag verpasst.

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