Das wird man doch noch sagen dürfen
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Das wird man doch noch sagen dürfen

Pia Arnold-Rammé
Ein Beitrag von Pia Arnold-Rammé, Katholische Pastoralreferentin, Referentin für Sozialpastoral, Frankfurt

„Das wird man wohl noch sagen dürfen“ – unter diesem Motto hat die katholische Kirche in Frankfurt im vergangenen Jahr eine Kampagne gestartet. Da stand auf Postkarten und vor allem auch auf Bierdeckeln genau dieser Spruch: „Das wird man wohl noch sagen dürfen“. Was man da erwartet, sind Sprüche wie „Wir wollen hier nicht überfremdet werden, Deutschland gehört doch uns, der Islam gehört nicht zu Deutschland usw.“ Doch auf den Postkarten und Bierdeckeln standen biblische Aussagen wie: „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen“ (Mt 25,36) oder auch „Vergesst die Gastfreundschaft nicht, denn durch sie haben einige ohne es zu ahnen Engel beherbergt.“ (Hebr 13,2). Diese Postkarten und Bierdeckeln wurden großzügig verteilt, auf Festen und bei Veranstaltungen, nicht nur der katholischen Kirche.

Diese Kampagne sollte wachrütteln und deutlich machen: Christen können keine Rassisten sein. Die Bibel sagt: Ich soll Fremde aufnehmen und mich um meine Nächsten kümmern, egal welcher Nationalität oder Religion sie angehören. Und die Kampagne sollte Argumente liefern, gegen die Stammtischparolen.

Heute habe ich in der Zeitung gelesen, dass es Seminare gibt, wo ich lernen kann, gegen die Stammtischparolen vorzugehen. Attac macht das. Da kann man lernen, wie man argumentiert, auch in heiklen Situationen. Und ohne sich möglichst selbst in Gefahr zu bringen. Das finde ich klasse. Denn es gehört schon was dazu, am Stammtisch, oder auch in der U-Bahn oder im Fußballstadion rechten Parolen zu widersprechen. Aber es ist wichtig. Sonst entsteht der Eindruck der stillen Zustimmung. Und das möchte ich auf keinen Fall.

Bierdeckel mit Bibelzitaten und Stammtischseminare gegen Rassismus - wenn ich mir aktuell die Krawalle in Chemnitz ansehe, bin ich eher verzweifelt: Geht es da überhaupt um Argumente? Hilft da ein Bibelzitat? Trotzdem: Es ist wichtig, aufzustehen für Menschlichkeit und Toleranz. Und da gibt es für jeden und jede unterschiedliche Ideen und Möglichkeiten. Ich jedenfalls will sie nutzen!

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